Diskussion mit dem Straßenbauamt zur B299

Kastl (nla). Teilweise turbulent und emotionsgeladen, dann wieder mit hoher Sachlichkeit und Verbesserungsvorschlägen, so verlief die Diskussion in der Marktgemeinderatssitzung zur Planung der Bundesstraße im Ortsbereich von Kastl. Erstmals seit Beginn der Auseinandersetzungen um Straßenbaumaßnahmen in Kastl waren Vertreter des Straßenbauamtes vor dem versammelten Marktgemeinderat erschienen und erläuterten ihre Vorstellungen.

Bauoberrätin Meier vom Straßenbauamt sprach in einer Einführung über die Notwendigkeit der Baumaßnahmen an der Bundesstraße. Gleich zu Beginn stellte sie fest, daß sie jedoch Diskussionsbeiträge zur Lauterachtalstraße nicht akzeptieren wollte und auch nicht beantworten würde. 3. Bürgermeister Heinz Lang unterbrach sofort und erklärte, daß die Zeiten vorbei seien, wo man sich vorschreiben lasse, worüber diskutiert werden darf. Zu lange sei man über die Zusammenhänge falsch informiert worden oder im Unklaren belassen worden. Lieber gehe er auf der Stelle nach Hause. Marktrat Karl Luschmann bezeichnete das Verhalten von Lang als Unverschämtheit und wurde von einigen Zuhörern unterstützt. Nach Aufforderung durch Lang ermahnte der Bürgermeister Zwischenrufer und Bauoberrätin Meier trug die Vorüberlegungen vor.

Die Bewährung der Bundesstraßenbrücken sei verrostet. Die Bauwerke sind aus mehreren Gründen nicht sanierungswürdig. Die bisherigen Brücken durchtrennen den Talraum, sind sehr massig und mit einer Geländeaufschüttung aus dem Jahre 1927 würde der Hochwasserabfluß zusätzlich erschwert. Insgesamt sei das Anliegen der Planung, die B299 dort in ihrem gesamten Höhenverlauf zu drücken.

Planfertiger Höppe vom Straßenbauamt ergänzte diese Ausführungen mit bauseitigen Details und erklärte, daß die geplante Verschiebung der Bundesstraße zum BayWa-Gebäude hin Kosten in der Bauphase ersparen würde. Die östliche Brücke könne bis zur Fertigstellung neben der neuen stehen bleiben. Für die westliche Brücke müsse dagegen eine Behelfsumfahrung geschaffen werden.

Die Markträte Lang und Schierl lobten die vorliegende Planung. Höppes. Schierl verlas einen Absatz seiner Einwendungen gegen die Lauterachtalstraße. Darin hatte er weitgehend gefordert, was jetzt offensichtlich doch möglich ist, nachdem man die Neutrassierung der Staatsstraße durchgesetzt hat. Er verlas auch Argumente, die der Bürgermeister damals gegen seine Vorschläge angeführt hatte. Der ausführliche Bericht zur Marktgemeinderatssitzung folgt.

 

ausführliche Fortsetzung des Berichtes

Kastl (nla). Wie in unserer Ausgabe vom Samstag berichtet, war die Planung der B299 im Ortsbereich von Kastl Gegenstand ausführlicher Beratungen des Marktgemeinderates und bot reichlich Zündstoff. Vom Straßebauamt waren Bauoberrätin Meier und Planfertiger Höppe anwesend, um die Planungen zu erläutern.

 

Vorstellungen des Sraßenbauamtes

Nach den Darstellungen Höppes soll die Trasse insgesamt abgesenkt werden und statt der beiden bestehenden Brücken eine lange Talüberquerung geschaffen werden. Eine Geländeaufschüttung aus alten Zeiten kann dann entfernt werden, wodurch der Hochwasserabfluß begünstigt wird. Die Wiesen werden über eine Abfahrt gegenüber der Einmündung der neuen Staatsstraße erschlossen. Wegen der niederen Bauweise werden die unteren Wiesen vom Baugebiet her erschlossen. Über den Altbach führen im Wiesengrund jeweils zwei Betonplatten.

 

Aus Kostengründen soll die neue Brücke talwärts neben der bestehenden "Geitnerbrücke" errichtet werden. So erspart man sich eine Behelfsbrücke. Für die "BayWa-Brücke" ist dieses Vorgehen nicht möglich. Dort muß eine Behelfsumfahrung gebaut werden. Der Verkehr könnte bis zur Fertigstellung fast ungehindert weiterfließen. Mit der Verlegung der Straße neben ihren bisherigen Verlauf rückt sie näher an die Häuser im oberen Hammer und die Kurve unterhalb des ehemaligen "Dr.-Kraus-Anwesens rückt ebenfalls ab. Sie soll großzügiger werden. In das brachliegende Gelände sollte dann ein Teich für Oberflächenwasser errichtet werden, der in der Diskussion von allen Markträten als sinnlos bezeichnet wurde.

 

Eine Linksabbiegerspur aus Richtung Neumarkt zur Apotheke hin ist nicht vorgesehen. Für die im Bau befindliche Staatsstraße hingegen soll eine Linksabbiegerspur aus Richtung Amberg errichtet werden. Die bisherige Lauterachtalstraße soll ab dem Anwesen Körner zurückgebaut werden und nur noch als Rad- und Fußweg dienen. Dieser führt unter der neuen Brücke hindurch zur Hohenburger Straße und in einer Schleife wieder auf die Bundesstraßenbrücke. Fußgänger sollen vorher auch über eine Treppe zur Bundesstraße hinauf gelangen können, wenn sie etwa vom Ortsteil Hammer zum Bahnhof wollen.

 

Verbesserungsvorschläge eingebracht

Weitgehend einverstanden mit der Planung zeigten sich auch die Lauterachtalfreunde unter den Marktgemeinderäten. Marktrat Walter Matschiner empfahl dem Planfertiger, die Ausbaugeschwindigkeit nicht zu erhöhen und am Ortsausgang den derzeit bestehenden Kurvenradius wieder zu verwenden. Die vorgesehene Begradigung gefiel auch dem straßenbaufreundlichen Marktrat Luschmann nicht. Ebenso befürchteten Markträtin Ursl Kraft und Marktrat Walter Schöberlein eine Beschleunigung des Verkehrs ortseinwärts.

 

Marktrat Franz Zimmermann hielt die Verlegung der Straße talwärts für unnötig. Er komme viel herum und sehe überall, daß es auch anders geht. Allein wegen der Bauphase müsse die Straße nicht verlegt werden. Der Schwerkraftverkehr kann weiträumig umgeleitet werden und PKWs könnten während der Bauphase auf der neuen Staatsstraße umgeleitet werden.

 

Urheberrechte angemeldet

Marktrat Erwin Schierl beanspruchte mit ironischem Unterton Urheberrechte an der vorliegenden Planung. Erinnernd verlas er seine Vorschläge, die er in seinen Einwendungen gegen die Lauterachtalstraße vorgetragen hatte. Sie deckten sich weitgehend mit den Vorgaben, die jetzt vom Straßenbauamt vorgelegt wurden. Er hielt dem Bürgermeister vor, diese Vorschläge damals mit 8:7 abgeschmettert zu haben und als ökologisch schädlich bezeichnet zu haben. Schierls damaliger Vorschlag hätte in diesem Bereich eine Verlegung des Mühlbaches erforderlich gemacht, um die bestehende Staatsstraße rechtwinkelig anzubinden.

 

Marktrat Heinz Lang empfahl dem Planfertiger zu den Freunden des Lauterachtales zu gehen. Lang begrüßte vor allem die Absenkung der Fahrbahn im Talbereich und das Verschwinden der Geländeaufschüttung. Jedoch liefere die vorliegende Planung gleich drei Beweise für die von Rechtsanwalt Riechwald festgestellte "Planungsunaufrichtigkeit" bei der Lauterachtalstraße. Die Verlegung des Baches ist offensichtlich dann nicht verwerflich, wenn sie dem Straßenbauamtsvorstellungen dient. Vor dem Verwaltungsgerichtshof hatte das Straßenbauamt diese Verlegung noch gegeißelt, um ein Argument gegen die Lauterachtalfreunde anzuführen.

 

Als erstaunlich bezeichnete Lang auch den Umstand, daß man zur Apotheke hin nun doch keine Linksabbiegerspur braucht. Sie war vor fünfzehn Jahren vom Straßenbauamt gefordert worden, weil damit der Ausbau der alten Trasse um eine Million verteuert worden wäre. Da der damalige Planer inzwischen immerhin an der obersten Baubehörde sitzt, so Lang ironisch, sollte das Straßenbauamt gründlich überlegen, ob man diese Linksabbiegerspur nicht doch braucht. Sie mache jedenfalls mehr Sinn, als die Linksabbiegerspur bei der BayWa. Es kann nicht richtig sein, so Lang, den Verkehr ortseinwärts flüssig zu halten und ortsauswärts zu bremsen, wo es für LKWs deutlich bergauf geht.

 

Vorhaltungen erregten Unmut

Als ebenso falsch habe sich laut Heinz Lang erwiesen, was der Leiter des Straßenbauamtes Gläser noch im Gespräch in Regensburg vorgetragen habe. Die Linksabbiegerspur würde in das neue Brückenbauwerk greifen, so daß dem Markt Kastl enorme Kosten entstehen, wenn er statt der Staatsstraße eine Erschließungsstraße zum Einkaufsmarkt baut. Die Aufweitung beginnt jetzt außerhalb der Brücke. Lang regte an, auf diese Linksabbiegerspur ebenfalls zu verzichten, weil man sie als Argument für die Staatsstraße ja nicht mehr braucht.

 

Solche Vorhaltungen erregten den Unmut der Neutrassierungsbefürworter zur Lauterachtalstraße und erneut wurde diskutiert, wer denn nun die neue Staatsstraße gefordert hatte. Bauoberrätin Meier stellte fest, daß das Straßenbauamt die Staatsstraße nie aufgegeben hatte. 3. Bürgermeister Lang dagegen wiederholte, daß der Leiter der Straßenbaubehörde in Regensburg, Herr Erhard, mehrmals betont habe, daß er die neue Staatsstraße nicht fordere, wenn der Gemeinderat sie nicht will und man auch an eine maßvolle Verbesserung der alten Trasse denken könne. Marktrat Luschmann beschimpfte Heinz Lang als Lügner. Lang erklärte, daß er bereit sei, diese Aussage eidesstattlich zu versichern.

 

Weitere Vorgehen zum Lauterachtal

Bauoberrätin Meier, die zu Beginn der Sitzung erklärt hatte, sie werde über die Lauterachtalstraße nicht reden und damit den Unmut von Marktrat Heinz Lang erweckt hatte (Wir berichteten in unserer Samstagsausgabe), gab nun doch die weiteren Vorstellungen bekannt. Man wird jetzt sehr zügig die weitere Planung der Staatsstraße angehen. Es müßten noch weitere Vermessungen erfolgen. Für die Durchführung braucht es wohl ein Planfeststellungsverfahren. Geprüft werden mehrere Varianten, von der Null-Variante (so lassen, wie es nach Fertigstellung des im Bau befindlichen Abschnittes ist) bis zur Neutrassierung. Dabei müßte Rücksicht auf die Flußmeander genommen werden.

 

Rad- und Fußweg an der B299

Marktrat Erwin Schierl machte Verbesserungsvorschläge zur Führung des Fuß- und Radweges, der aus seiner Sicht falsch angebracht ist. Bauoberrätin Meier meinte, daß man auf diesen auch ganz verzichten könne, wenn das der Wunsch der Marktgemeinderäte wäre. Schierl empfahl Meier, ihr zynisches Oberlehrergehabe abzulegen. Schierl schlug vor, den Weg, statt auf der BayWa-Seite der Bundesstraße, auf der gegenüberliegenden Seite zu bauen. Das Überqueren der Straße sei beim Bahnhof ungefährlicher, als an der neu zu schaffenden Einmündung der Hohenburger Straße. Zum Ortsteil Hammer hin müsse eine Radfahreranbindung geschaffen werden, die ungefährlich sei.

 

Bauoberrätin Meier fragte Bürgermeister Raab, ob sie einen alternativen Plan zeigen dürfe. Darüber ärgerte sich Marktrat Heinz Lang und er befürchtete, daß der Bürgermeister schon wieder entscheidet, ob man Informationen erhält oder nicht. Raab erklärte, daß Frau Meier nur ums Wort ersucht habe.

 

Abstimmung zu Vorschlägen

Zum Ende der Beratungen wollte Planfertiger Höppe eine Aussage des Marktgemeinderates, welche Verbesserungsvorschläge nun aufgenommen werden sollen, und welche nicht. Es reden hier immer nur die gleichen, stellte er fest.

 

Der Bürgermeister ließ deshalb einzeln einige Verbesserungsvorschläge abstimmen. Mehrheitlich beschlossen wurden folgende Empfehlungen: die Ausbaugeschwindigkeit über den Kurvenradius beim Ortseingang zu senken, auf den Teich am Ortseingang zu verzichten, auf der bisherigen Trasse zu bleiben und den Geh- und Radweg umzugestalten. Nicht zur Abstimmung stellte der Bürgermeister die Linksabbiegespur beim Bahnhof und bei der Hohenburger Straße. Letztere hielt auch Marktrat Geitner für überlegenswert.

 

Streit wäre vermeidbar gewesen

Marktrat Schierl hielt dem Straßenbauamt vor, daß die Diskussion in Kastl ganz anders verlaufen wäre, wenn dieses Gespräch vorher geführt worden wäre. Viel Streit hätte vermieden werden können. Bauoberrätin Meier erklärte, daß das Straßenbauamt nie eingeladen worden war. Dies konnte Markträtin Kraft nicht fassen und machte dem Bürgermeister zum Ende der öffentlichen Sitzung nochmals Vorhaltungen. Oft und oft habe man gefordert, daß das Straßenbauamt in die Sitzung kommt und der Bürgermeister lädt einfach nicht ein. Sie forderte den Bürgermeister auf, künftig das Informationsrecht der Marktgemeinderäte ernst zu nehmen.

Weitere Punkte in gleicher Sitzung

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