Heinz Lang, Kastler Illustrierte  - Anfang Ausgabe Dez 2001- 2  Navigation zur homepage von Heinz Lang, Kastl - header

Der Ungarische Schulverein will eine andere Schule
Geschehnisse der letzten zwei Tage vor den Weihnachtsferien 2001/2002


 

Putschartige Übernahme der Herrschaft
am Europäisch-Ungarischen Gymnasium                                                                       


Kastl. In einem putschartigen Verfahren wollen einige Personen des Ungarischen Schulvereins die Herrschaft über das Europäisch-Ungarische Gymnasium übernehmen. Geht es nach dem Willen einer Gruppe im Schulverein, dann ist die Schulleiterin seit zwei Tagen vor den Weihnachtsferien ihres Amtes enthoben. Unter den Augen der Geschäftsführerin, Roza Fülemen, und der ehemaligen Konrektorin, Gabrielle Biró, hinderte ein ehemaliger Schüler als Bodyguard die Direktorin Marianne Hortolani am Betreten des Lehrerzimmers.

Die Trägergesellschaft der Schule besteht - seit dem "knappen Aus" im Jahr 2000 - zur Hälfte aus dem Ungarischen Schulverein und zur anderen Hälfte aus den öffentlichen Einrichtungen Landkreis Amberg-Sulzbach, Markt Kastl und Diözese Eichstätt. Die derzeitigen Verantwortlichen im Ungarischen Schulverein bedanken sich zwar, dass die öffentliche Hand finanziert, will diese jedoch nicht entscheidend mitreden lassen. Deshalb wollen sie durch das rabiate Vorgehen Fakten schaffen, die durch die anderen Gesellschafter - vertreten durch Landrat Dr. Wagner, den Bürgermeister Hans Raab und den Vertreter der Diözese - nicht gewollt sind. Vielmehr hatten diese der Geschäftsführerin mehrmals die Kompetenz für solches Handeln entzogen. Die schulischen Belange liegen bei der Direktorin, die sie im übrigen weiterhin im Amt sehen wollen.

Jedoch sind solche Autoritäten für eine kleine Gruppe von in Deutschland lebenden Ungarn um die Geschäftsführerin kein Hinderungsgrund, das Gegenteil zu tun. Man hat dem Bürgermeister  beim Vermittlungsversuch kurzerhand die Tür gewiesen. Auch den Ungarischen Generalkonsul in München, Prof. Dr. György Gyarmathy, vermögen diese Leute nicht als Autorität anzuerkennen. Denn mehrfach hatte auch er an die Einsicht der Geschäftsführerin appelliert. Nach Aussage der Schulleiterin hat sie auch die Rückendeckung des bayerischen Kultusministeriums und des ungarischen Unterrichtsministeriums.

Als demokratisch sehr gut gebildet haben sich dagegen die Vertreter der Schülermitverantwortung erwiesen. Noch bevor sie in die Ferien gingen haben die Schüler an die Schulleiterin ihr Unterstützungsschreiben überreicht. In dem Brief bringen die Schülervertreter zum Ausdruck: "Die Schülerschaft steht hinter Ihnen und würde sich freuen, Sie weiter als Direktorin zu haben."  Die Lehrer sahen sich in die eigentlich unvorstellbare Situation gebracht, durch Loyalität zur rechtmäßigen Schulleiterin ihre Arbeitsplätze zu riskieren. Ein Aushang der Geschäftsführerin enthielt die Androhung von Abmahnungen für solche Lehrer, die weiterhin Anweisungen der Schulleiterin befolgen.

Besorgte Eltern befürchten, dass sich an der Schule über den Ungarischen Schulverein eine Seilschaft  breit macht, die sich der Schlüsselgewalt über das Europäisch-Ungarische Gymnasium bemächtigt hat und eine Herrschaft von ehemaligen Exilungarn installieren möchte, mit dem Ziel, das vorgestrige Konzept einer fast rein ungarischen Schule wieder zu installieren, das 1997 endgültig gescheitert war. Seit dem wirbt die Schule als zweisprachige Begegnungsschule mit europäischen Inhalten und wird unter diesen Vorzeichen vom Freistaat Bayern, von der Republik Ungarn, dem Landkreis und der Diözese besonders bezuschusst. Den Beweis für die Abkehr von diesem Konzept liefert, so die besorgten Eltern, ein Schreiben der Geschäftsführerin von Anfang Dezember.

Mit dem Verhalten am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien, ließ man den schriftlichen Bekenntnissen dann auch noch den tätlichen Beweis folgen: Die Schulleiterin, die für eine moderne zweisprachige Begegnungsschule steht, wurde unter den Augen der Geschäftsführerin Roza Fülemen und der Lehrerin Gabriela Biro am Zugang zum Lehrerzimmer gestellt und durch einen ehemaligen Schüler, mit dem Verhalten eines Bodyguards, daran gehindert das Lehrerzimmer zu betreten.

Die Eltern hoffen, dass Landrat, Bürgermeister und die Verantwortlichen in der Diözese unverzüglich Kontakt mit dem Kultusminsiterium und zu den verantwortlichen Stellen in Ungarn aufnehmen, um das Profil der Schule klar zu stellen. Verantwortliche und Lehrer, unter deren Augen solche Methoden greifen können, sind der Tod jeglicher Werterziehung und werden, so wie man die Ministerin einschätzt, entfernt. Die Schulträger-GmbH muss neu sortiert werden und der Ungarische Staat sollte einsteigen,  denn solche Vorgänge schaden den Ungarn in aller Welt. Der Ungarische Schulverein hat die Schule mehrmals an den Rand des Ruins gefahren.  Nur mit dem Einstieg des Landkreises, der Diözese und des Marktes Kastl im Jahr 2000 konnte das Vertrauen in die Schule wieder hergestellt werden. Jetzt, wo es aufwärts gehen könnte, möchten die Gegenreformer wieder das alleinige Sagen haben. Die entscheidende Frage ist noch offen, ob sich Landrat, Bürgermeister, Diözesanvertreter und ungarischer Generalkonsul diese Verhaltensweisen bieten lassen, oder notfalls am ersten Schultag durch persönliches Erscheinen den Schülern und Lehrern Rechtssicherheit verschaffen.


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