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Die Kündigung der Direktorin in Kastl ist nicht rechtskräftig
„Das war ein Amoklauf"
Geschäftsführerin Roza Fülemen seit 1. Januar nicht mehr im Amt

KASTL (hcb) - „Roza Fülemen ist kurz vor Ablauf ihrer Amtszeit Amok gelaufen. Die Kündigung der Schulleiterin Marianne Hortolani ist selbstverständlich nicht rechtskräftig. Dazu war die Geschäftsführerin des Trägervereins und Vorsitzende des Ungarischen Schulvereins (USV ) gar nicht berechtigt."

Günther Schröder, der Beauftragte der Diözese Eichstätt in der Trägergesellschaft für das Europäisch-Ungarische Gymnasium in Kastl, sieht den Grund für die Turbulanzen an der Schule, über die wir gestern schon berichteten, auch im persönlichen Bereich. „Die beiden Frauen können offenbar nicht miteinander." Und auch das Verhältnis von Marianne Hortolani zu ihrer Stellvertreterin Gabrielle Biro ist nicht gerade von Herzlichkeit geprägt.

(Anmerkung: G. Biro ist seit einem Jahr der Position als Stellvertretende Schulleiterin entlassen worden und hat dafür in einem gerichtlichen Vergleich ca. 20.000 Mark Abfindung erhalten.)

Kastls Bürgermeister Hans Raab vermutet noch andere Hintergründe. Für ihn ist Roza Fülemen nur eine Marionette des neuen Vorstandes des Ungarischen Schulvereins. Das an Pfingsten neu gewählte Gremium setze sich aus erzkonservativen Exil-Ungarn zusammen, denen die multinationale und weltoffene Marschrichtung ihrer Vorgänger und der übrigen Gesellschafter, das sind der Landkreis Amberg-Sulzbach, die Gemeinde Kastl und die Diözese Eichstätt, nicht behagt. „Die wollen die Uhr um 30 oder 40 Jahre zurückdrehen", sorgt sich Raab um das mühevoll ausgetüftelte neue Konzept der Schule. Dagegen will der Schulverein seine traditionalistische und nationalistische Ausrichtung mit ausgeprägt ungarischer Welt- und Geschichtssicht durchsetzen. Das widerspricht dem Gedanken, der der Neuorientierung nach dem Scheitern des alten Schultyps zugrunde liegt. „Diese Neuorientierung und Öffnung war auch die Voraussetzung für Zuschüsse aus diversen Töpfen, die freilich gern angenommen werden", sagt Raab. Mit seiner rückwärtsgerichteten Haltung gefährde der USV den Bestand der Schule, die auf eine ausreichend große Schülerzahl angewiesen ist.

Dabei so Raab, sei Ungarisch weiterhin Unterrichtssprache und das Abitur werde auch in Ungarisch abgelegt. Dass Deutsch Pflichtfach sei, sollte wohl als normal empfunden werden in einer Schule, die in Deutschland steht. Hans Raab ist sich auch sicher, dass der vom USV angestrebte Schultyp in Ungarn selbst keine Chance hätte.

Der Letzte der alten Garde im USV-Vorstand, der stellvertretende Vorsitzende Dr. Lipec, habe inzwischen auch schon das Handtuch geworfen und vor den Nationalisten kapituliert, bedauert Raab.

Die Entlassung Hortolanis ist für Günther Schröder auch insofern eine Gespensterdiskussion, als Roza Fülemen seit 1. Januar nicht mehr im Amt ist. Sie war letztes Jahr einstimmig zur kommissarischen Geschäftsführerin des Trägervereins gewählt worden, befristet bis 31. Dezember 2001. Sie ist auch Vorsitzende des USV, eine Ämterverquickung, die Hans Raab damals schon Bauchschmerzen bereitete.

Die Situation spitzte sich zu, als Ende des vergangenen Jahres ein Nachfolger für die Geschäftsführung gesucht wurde. 20 Bewerber stellten sich vor und die Träger einigten sich auf einen Kandidaten. Doch als es um die Bestellung ging, stellte sich der Schulverein quer. Da er über 50 Prozent der Anteile verfügt, geht ohne den USV nichts. Deshalb wurde nun das Amtsgericht Amberg gebeten, vorübergehend einen Geschäftsführer zu stellen. Das ist bislang noch nicht geschehen.