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Ausgabe Juni 1998 

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Gespräch mit Xaver Mosner

langjähriger Bürgermeister,
Kreisrat, zuerst in Neumarkt,
dann in Amberg,
auch Stellvertretender Landrat.

von Heinz Lang

Altbürgermeister Xaver Mosner

 

Xaver Mosner: Ja, da bringst du ja einen ganzen Aktendeckel mit!

Heinz Lang: Ich möchte versuchen, daß sich im Gespräch die Geschichte des Schweppermannspieles etwas besser abzeichnet. Alles, was man mir an Akten gegeben hat, habe ich jetzt durchgearbeitet. Leider findet sich sehr wenig zu den Motiven der damals handelnden Personen und wer sie waren.

Xaver Mosner: Bei der ersten Entstehung, der Idee, war ich nicht dabei. Ich kam erst als Darsteller des Schweppermannes dazu, allerdings von Anfang an, also bereits beim ersten Spiel 1953. Die Organisatoren damals waren der Vorsitzende des Fremdenverkehrs- und Verschönerungsvereines, Dr. Kraus, und Ludwig Siegl, damals noch Lehrer, der später Hauptlehrer und Rektor wurde. BayWA-Oberverwalter Josef Mätzner, war ebenfalls Verkehrsvereinsvorstandsmitglied.

Beschwerde eines Förderers
Beim Aktenstudium gefunden

Heinz Lang: Könnten wir uns die Charaktere dieser drei Personen etwas genauer betrachten. Was waren das für Menschen? Welche Ideale schwebten ihnen vor.

Xaver Mosner: Mätzner war ein großer Gönner und Förderer öffentlicher Belange, der - nur beispielsweise angeführt -. LKW´s kostenlos zur Verfügung stellte, wenn Müll wegzubringen war. Die Müllabfuhr gab es ja noch nicht. Er war von einer imposanten Gestalt und hatte eine Persönlichkeit, die ausstrahlte und Respekt einflöste. Wenn der auftrat ! Leider verstarb er im relativ jungen Alter, ich glaube mit 57 Jahren.

Heinz Lang: Dann nochmals zu Ludwig Siegl, den ich ja selbst noch kannte und schätzte. Der war ja aber kein einfacher Mensch!

Lehrer Siegl

Siegl

Dr. Kraus

Dr. Kraus

Lagerhausoberverwalter Mätzner

Mätzner

Xaver Mosner: Das kann ich wohl bestätigen. Er war 1911 geboren und kam 1936 als Junglehrer nach Kastl, soweit ich weiß aus Hemau. Chef der Schule war damals noch Oberlehrer Friedrich Moller. Siegl war nicht einfach aber ein heimatliebender Mensch, der sich um das kulturelle Leben von Kastl sehr bemüht hat. In den Schweppermannspielen 1953, 1956, 1960 und, soweit ich weiß auch 1973 wirkte er als Organisationsleiter, was er seiner Art entsprechend, beinahe militärisch exakt erledigte.

Heinz Lang: Da gab es doch schon auch mal Konflikte zwischen den späteren Bürgermeister Mosner und dem Rektor Siegl.

Xaver Mosner: Ich wurde 1956 erstmalig in den Gemeinderat gewählt und auch gleich zum 2. Bürgermeister. 1957 gab es im Rathaus eine finanzielle "Geschichte", die dazu führte, daß ich dann erster Bürgermeister wurde. Nun - die Gemeinde Kastl war sehr arm. Schulleiter Siegl wollte natürlich seine Schule ausstatten. Dinge wollte er auch immer sofort erledigt sehen. Ja - so gab es schon mal einen Konflikt.

Erst mit der Einführung des Finanzausgleiches zwischen armen und reichen Gemeinden kam etwas Luft in die Gemeindekasse.

Vertrag um die Rechte am Spiel
Entstehungsdokument: Vertrag

Heinz Lang: Den Vertrag mit dem Autor Dr. Heinz Schauwecker betrachte ich zunächst einmal als Gründungsdokument des heutigen Schweppermannspieles.

Xaver Mosner: Man muß wissen: Es gab zunächst zwei Vorschläge für das Schweppermannspiel. Die Fassung von Dr. Schauwecker und eine von Oberstudienrat Wiedenbauer. Die Entscheidung fiel dann in der Vorstandschaft für die Fassung des Dr. Schauwecker, was natürlich zu Verstimmungen bei Wiedenbauer führte. Wiedenbauer war ein Heimatforscher, dessen Schätze allerdings, vielleicht auch dadurch, für Kastl leider verloren gingen.

Heinz Lang: Wer war Dr. Heinz Schauwecker?

Xaver Mosner: Ein Dichterarzt aus Berching. Ein ganz netter Kerl. Zum 73er Spiel war er bei fast jeder Aufführung freudestrahlend anwesend. Ich gratulierte ihm zusammen mit Herrn Siegl und Vertretern der Vereine noch zu seinem 80sten  in seiner Heimatstadt Berching. Bald darauf verstarb er.

Anerkennung durch den Autor

Heinz Lang: Auf dem Vertrag mit Schauwecker hat auch der Kaufmann Friedrich Prinz mit unterschrieben, an den ich mich schwach erinnern kann.

Xaver Mosner: Das weiß ich nicht. Da habe ich keine Erinnerung. Kann sein, daß er damals der Kassier oder Schriftführer des Fremdenverkehrsvereines war. In den Spielen selbst hatte er keine Funktion.

Heinz Lang: Als Schriftführer tauchte anderswo in den Akten der Name Weigl auf.

Xaver Mosner: Josef Weigl könnte wohl Schriftführer gewesen sein. Er war Polizist in Kastl. Die Polizeidienststelle befand sich im heutigen Mädcheninternat der Klosterburg. Weigl war ein umgänglicher Mensch. Es wurden damals tausende von persönlichen Einladungen zu den Schweppermannspielen geschrieben. Ich erinnere mich gut, weil ich die alle eigenhändig unterschreiben mußte. Die Verfältigungsmöglichkeiten waren damals noch beschränkt, Weigl hatte hier viel zu tun.

Heinz Lang: Zuvorderst auf diesem Dokument unterschrieb Dr. Erich Kraus.

Xaver Mosner: Dr. Kraus war der Vorsitzende des Fremdenverkehrs- und Verschönerungsvereines. Dr. Kraus wohnte zuerst im Anwesen Peinzer, heute Klatt, neben dem heutigen Feuerwehrhaus. Die Praxis war im Anwesen Obere Mühle, bei Schwarzfärber. Erst später baute er sein Haus am Ortsende vor dem "Neuen Berg". Er war von sehr großer Gestalt, ein stattlicher Mann, der zunächst neben Dr. Hublor und dann neben Dr. Aßmann in Kastl praktizierte. Sein großes Anliegen war das Schaffen von markierten Wanderwegen.

Heinz Lang: Für die Regie hatte man einen Regensburger gefunden!

Xaver Mosner: Gustl Altenöder war Oberspielleiter am Stadttheater Regensburg, ein Spielleiter, wie man ihn sich wünscht, der das nur in Textform vorliegende Spiel zu einer eigentlichen Handlung machte und damit Leben einhauchte. Er war ein zugänglicher Mann, der aber auch wettern konnte, wenn einmal gar nichts klappte. Lediglich der Umgang mit der damaligen Rundfunkreporterin Anneliese Fleienschmidt bereitete ihm Probleme. Diese war nämlich mehrmals bei den Spielen anwesend und Altenöder mochte sie offensichtlich überhaupt nicht.

Heinz Lang: Werfen wir noch einen Blick auf die Schauspieler von 1953. Wer hat sie ausgesucht?

Xaver Mosner: Die Spieler suchte weitgehend Lehrer Siegl aus. Damals hatte man einige Doppelbesetzungen bei den sprechenden Rollen. Das hat sich jedoch nicht bewährt, weil mit dem Erfolg auch Eifersüchteleien entstanden sind, die in einem konkreten Fall bis an den Rand der Schlägerei gingen.

Heinz Lang: Den König spielte Alfred Pöllath. War er 1953 schon Gemeinderat?

Xaver Mosner: Ja, bald darauf wurde er Abgeordneter der Bayernpartei. Er hatte ein Busunternehmen und war auch Holzhändler. Nach dem Absinken der Bayernpartei war er in verschiedenen Parteien aktiv. Seine Rolle als König füllte er gut aus. Er spielte in einer lässigen Art, wie sie einem König zusteht.

Heinz Lang: Den Schweppermann spielten sie!

Xaver Mosner: Schweppermann war ich.

Heinz Lang: Wer war der Mosner damals?

Xaver Mosner: Weiß ich nicht

Heinz Lang: Wie war der Mosner damals?

Xaver Mosner: Kann ich nicht beurteilen.

 

 

Heinz Lang: Und die Äbte?

Xaver Mosner: Abt Siboto im ersten Spiel waren Hans Winkler und Wilhelm Vahle, eine Doppelbesetzung. Winkler war ein Mühlarzt.

Heinz Lang: Was ist das?

Xaver Mosner: So nannte man damals tatsächlich die Handwerker, die Wassermühlen reparierten und installierten. Seine Frau führte ein Lebensmittelgeshchäft. Wilhelm Vahle war Allround-Arbeiter, der alles konnte und alles machte.

Abt Hermann war Josef Hollweck, genannt auch der Lenzensepp. Der war aktiver Bassist im Kirchenchor und Tubabläser bei der Blaskapelle, ein leidenschaftlicher Theaterspieler für Vereine. Er hatte ein kleines landwirtschaftliches Anwesen und lebte sehr bescheiden.

Prior Ulrich war Josef Zimmermann, der Klostermesner, ein lieber Mensch.

im Turm der Klosterkirche  mezumzugt.JPG (8615 Byte)
links: Josef Zimmermann im Turm
rechts: Umzug (im Bild: A. Pöllath, Bgm Wiesner, Mätzner)

Heinz Lang: Wie sah es mit den Damen im Hause Schweppermann aus?

Xaver Mosner: Die Schweppermännin war Frau Anna Heigl, die Wirtin vom Roten Ochsen. Sie hatte im Spiel eine gute Statur abgegeben. Schweppermannstochter Anna war Sieglinde Meier.

Die Söhne waren Karl Raab, Karl Pfeifer und Horst Soy. Den Trautwein spielte Hermann Weigl, der Mann von Sieglinde Weigl, die später in der Gemeindeverwaltung arbeitete.

 

Heinz Lang: Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die historischen Figuren, um die sich das Schweppermannspiel dreht.

Heinz Lang: Wer waren denn nun König Ludwig und Seyfried Schweppermann?

Xaver Mosner: König Ludwig war der Bayerische Herzog. Er wurde 1314 als Ludwig der IV. zum deutschen König gewählt und 1328 von den Vornehmen der Stadt Rom im Namen des Volkes von Rom zum Kaiser gekrönt.

Das Geschlecht der Schweppermänner gehörte zur Ritterschaft des bayerischen Nordgaus. Woher unser Seyfried Schweppermann kam, ist nicht bekannt. Nach der Schlacht von Mühldorf und Ampfing 1322 wurde er u.a. mit dem Schloß Deinschwang belehnt. Er ist 1337 dort verstorben und fand in unserer Klosterkirche beim Nordturm seine irdische Ruhestätte.

 

Heinz Lang: Und Ritter Rindsmaul?

Xaver Mosner: Konrad Rindsmaul war Schwager Schweppermanns. Er hat in der Entscheidungsschlacht 1322 Friedrich den Schönen gefangen genommen.

 

Heinz Lang: Es kommen zwei Äbte im Schweppermannspiel vor:

Xaver Mosner: Abt Siboto von Hainthal stammte aus einem Ministrialengeschlecht. Er war der 17. Abt des Klosters, stand in hohen Gnaden beim Kaiser und regierte 16 Jahre. Er starb 1322.

Abt Hermann, von 1322 bis 1356, war der 18. Abt des Klosters. Er war der große Wirtschaftsorganisator des Stifts, Freund und Gevatter Kaiser Ludwigs des Bayern. 1324 verfaßte er die Reimchronik mit 790 Versen.

Heinz Lang: Herr Altbürgermeister! Vielen Dank für dieses Gespräch. - Noch etwas: Sie haben ein kleines Heimatbüchlein herausgegeben. Da ist eine Abfolge historischer Daten mit Bezug zu Kastl drin. Die würde ich gerne ins Schweppermannbuch übernehmen. Darf ich das?

Xaver Mosner: Was sollte ich dagegen haben? Ja freilich!

 

Kleine Geschichten am Rande

Des Fraters Gleichgewichtsstörungen (erzählt von Xaver Mosner)

Während einer Spielaufführung wurde dem Darsteller eines Fraters die freudige Kunde überbracht, daß er Vater eines Stammhalters geworden war. Natürlich wurde dieses Ereignis sofort gebührend gefeiert und begossen. Einem älteren "Frater" wurde dieser Umtrunk zum Verhängnis. Die Gleichgewichtsstörungen waren für ihn unüberwindbar und für den Betrachter nicht zu übersehen. Jedoch war sein Auftritt noch nicht gewesen und er mußte erst noch auf die Bühne. Zwei Mitbrüder stützten den Hilfsbedürftigen und nahmen sich seiner in rührender Form an. Links und rechts gestützt absolvierte der Beschädigte seinen Auftritt. Das Publikum nahm die Szene als zum Spiel gehörend an.

 

Die Feuerwehr stets hilfsbereit (erzählt von Xaver Mosner)

Ein Feuerwehrmann, eingeteilt für die Ordnung beim Parken, hat seine Aufgabe buchstabengetreu verstanden und umfangreich in die Tat umgesetzt. Während des dritten Aktes, ich stand ganz allein als Schweppermann auf der Bühne und sprach meinen Text, als plötzlich die Türe des Refektoriums aufgeht und dieser Feuerwehrmann mit Uniform und allen Rang und Ehrenabzeichen die Bühne betritt. Er ging stramm auf mich zu und sagte: "Bürgermeister, da müßte ein Auto weggefahren werden." Es gab viel Gelächter, jedoch waren mir die Worte und die Stimme wie aus dem Jenseits vorgekommen.

 

Pferd geht auf die Knie (erzählt von Xaver Mosner)

Stolz ritt der Herold durch das Tor und kündete mit kräftigem Ruf an: "Der König kommt!". Unerwartet und nie dagewesen sank das Pferd auf die Knie. Der Reiter, fest im Sattel sitzend, wartete seelenruhig, bis das Pferd wieder auf den vier Beinen stand. Der Applaus war dem Herold sicher.


6 Halbe Bier (erzählt von Gert Mätzner)

Nach dem großen Erfolg mit den Schweppermannspielen wurde natürlich auch für die Mitwirkenden ein ordentliches Fest ausgerichtet. Dergleichen fand im alten Heiglsaal statt. Lagerhausoberverwalter Mätzner ging mit seinem jugendlichen Sohn von diesem Fest nach Hause. Auf halbem Weg blieb er plötzlich stehen, sah seinen Sohn von der Seite an und fragte: "Bub, wieviel Bier hast du denn heut getrunken?" "Sechs!", antwortete dieser knapp. "Sechs halbe Bier?", fragte Mätzner ungläubig nochmal. "Ja, wieso, es hat doch nichts gekostet", antwortete der Sohn.

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Wirtschaftsminister in Kastl

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Spaß muß sein

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Kraus, Mätzner, Siegl bei einem Umzug

Zwei Spiele geschrieben (erzählt von Gert Mätzner)

Für das Schweppermannspiel gab es zwei Textvorlagen, wie mein Vater zu Hause erzählte. Eine war von Herrn Wiedenbauer, Kastl, verfaßt, die andere von Dr. Schauwecker aus Berching. Die Entscheidung in der Vorstandschaft des Fremdenverkehrsvereines fiel für die Schauwecker-Version, weil die Wiedenbauersche zu "wissenschaftlich" war, zu wenig volksnah. Daß diese Entscheidung gegen Wiedenbauer zu Ärger führen würde, war meinem Vater durchaus bewußt, zumindest hat er schwer damit gerechnet.

 

Private Aufführungen im Wohnzimmer (erzählt von Regina Heider)

Mein Schwiegervater war ein leidenschaftlicher Spieler, dem es viel Freude bereitete, seine Rolle darzubringen. Noch mehr Spaß aber fand er daran, zu beweisen, daß er auch die Rollen der Mitspieler gut beherrschte. Diese Leidenschaft wurde für uns zu Hause nach den Spielproben zu einem regelmäßigen heiteren Erlebnis. Er spielte uns, auf Stühlen und Bänken agierend, die vorher geprobten Ausschnitte vor, mit den Fehlern und wie sie richtig gehört hätten. Dafür ließ er sogar den sonst gerne wahrgenommenen Wirtshausbesuch sausen und kam nach den Proben sofort heim, wo wir schon auf ihn warteten.

 

 

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