Heinz Lang, Kastler Illustrierte - Anfa Ausgabe Mrz
2001 - 3 |
Bayerischer Landtag
Bund
Naturschutz in Bayern e.V.
Referat für Eingaben und Beschwerden (AII)
Ortsgruppe
Kastl
Maximilianeum
z.Hd.
Helga Pirner
Pfingstberg
8
81672 MüNCHEN
92280
Kastl
Betreff: Zusätzliche Wasserentnahme aus dem Hallerbrunnen
Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Stadt Neumarkt will, um die eigene Wassermisere zu überwinden aus einem
landkreisfremden Gebiet jenseits der Wasserscheide Wasser entnehmen. Die Entnahme ist aus
einer Juraquelle, dem sogenannten Hallerbrunnen geplant.
Unserer Ansicht nach sprechen gegen diese Maßnahme gravierende Argumente:
o
Die Lauterach - ein
sensibles Karstgewässer
Die Lauterach wird im Oberlauf zu 15 - 20 % vom Hallerbrunnen gespeist. Durch die
geplante Entnahme wird die Frischwasserzufuhr erheblich reduziert. Im Sommer ist bei
zusätzlicher Wasserentnahme ein Totalausfall an Wasserzufluß zu befürchten. Da die
Lauterach eine relativ kurze Fließstrecke besitzt, ist jeder Zufluss wichtig.
Die Lauterach dient bereits als Vorfluter für die Kläranlagen Lauterhofen, Kastl und
Hohenburg. Seit letztem Jahr werden auch die geklärten Abwässer der Gemeinde Birgland
eingeleitet. Dieser Einleitung wurde unter der Maßgabe der bestehenden
Wasserverhältnisse: gute Höffigkeit und konstante Schüttung des Hallerbrunnens
zugestimmt. Wenn nun im Oberlauf frisches Quellwasser entzogen wird, wirkt sich die
Einleitung oberhalb Kastls auf die gesamte Gewässerökologie noch drastischer aus.
Außerdem ist festzustellen, dass das Birgland eine expandierende Gemeinde ist und sich
die Zuleitung aus der Kläranlage in den kommenden Jahren eher vermehren wird.
Da gerade im Jura die Gewässersituation sehr sensibel ist, sehen wir sowohl für die
Quelle selbst als auch für die Lauterach die ökologischen Auswirkungen als sehr kritisch
und nicht kalkulierbar (Erhöhung der Wassertemperatur, Verschlechterung der
Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere) an.
o
Verlagerung der
Wasserprobleme von der Stadt aufs Land
Die Wasserprobleme der Stadt Neumarkt sind hausgemacht. Es kann nicht sein dass eine
Stadt zu Gunsten von industrieller Entwicklung und Wachstum ihre
Ressourcen unbedacht verbraucht oder verschmutzt und Trink- und Brauchwasser billig aus
der Lauterach bezieht.
Die Stadt Neumarkt will sich jetzt ihre Wasserreserven für die Zukunft, für weiteres
Wachstum und Ansiedelung von Industrie sichern. Benachteiligte Landgemeinden, die auf
Grund der Entfernung nicht von der Stadt profitieren und denen die Wirtschaftskraft und
das technische Know-how fehlen, werden bei einem solchen Wassergeschäft" über
den Tisch gezogen. Wir fordern hier soziale und ökologische Gerechtigkeit. Wasser ist
Allgemeingut und die unbegrenzte Weiterentwicklung einer Stadt auf Kosten der am Gewässer
liegenden Landgemeinden kann nicht akzeptiert werden.
Die Wasserprobleme müssen in der Stadt selbst gelöst und alternative Wege geprüft
werden, z.B. Wasseraufbereitung, Wassersparmaßnahmen, nicht nur im privaten Haushalt
sondern vor allem auch in gewerblichen und industriellen Betrieben, Entwicklung
geschlossener Wasserkreisläufe.
o
Gefährdung einer
ökologisch wertvollen Landschaft
Für die Gemeinden im Lauterachtal: Kastl, Hohenburg und Schmidmühlen ist die Lauterach
die Lebensader. Auf Grund der natürlichen Standortbedingungen im engen Flusstal ist eine
wirtschaftliche Entwicklung kaum möglich. Um so wichtiger ist der Erhalt der relativ
intakten Landschaft und dem gesunden Ökosystem der Forellenregion, um aus diesem Gut auch
das wirtschaftliche Auskommen sichern zu können, z.B. sanfter Tourismus in und mit der
Natur.
Im ABSP (Arten- und Biotopschutzprogramm) wurde das Lauterachtal als naturschutzfachlich
überregional und bayernweit bedeutsam" hervorgehoben. In den letzten Jahren
wurden zahlreiche Pflegemaßnahmen durchgeführt, um die wertvolle Landschaft im
Lauterachtal zu erhalten. Beispiele für die hohe ökologische Wertigkeit des
Landschaftsraumes sind das Vorkommen von zusammenhängenden Magerrasen mit seltenen und
geschützten Arten und das Vorkommen der Großen Hufeisennase,
einer vom Aussterben bedrohten Fledermausart von der es deutschlandweit nur noch 3
Wochenstuben gibt.
Es verwundert sehr, dass auf der einen Seite öffentliche Gelder in eine Landschaft
fließen, um diese zu erhalten und auf der anderen Seite Maßnahmen geplant sind, die eben
diese Landschaft nachhaltig und unkalkulierbar gefährden.
o
Mangelndes Vertrauen in
Verträge und Zahlen
Weiterhin befürchten wir, dass eine zusätzliche Entnahme aus der Quelle nicht mehr
kontrollierbar ist, wie sonst ist zu erklären, dass der Zweckverband Pettenhofener Gruppe
seit Jahren 25 l/s entnimmt obwohl nur 15 l/s genehmigt sind?
Auf die Nennung konkreter Zahlen bezüglich der Wasserentnahme wird in dieser Petition
bewusst verzichtet, da der Sachverhalt in der örtlichen Presse z.T. widersprüchlich
dargestellt wird und von offizieller Seite noch keine Fakten vorliegen, bzw. nicht genannt
werden.
Wir hoffen, dass Sie sich für die Belange des Lauterachtals einsetzen und danken Ihnen
im Voraus; bitte halten Sie uns über den weiteren Vorgang auf dem Laufenden.
Im Namen des Ortsverbands Kastl des Bund Naturschutzes
i.A. Helga Pirner Monika Seidl
1. Vorsitzende 2. Vorsitzende
.........
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