Heinz Lang, Kastler Illustrierte  - Anfang Ausgabe Jan 1999 - 2  Navigation zur homepage von Heinz Lang, Kastl - header

 

Kastler Recht 2000

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KASTL (nbs@). "In Kastl homma Schuldn, ja unser Gmoa göihts schlecht, des is uns wurscht, mir feiern trotzdem heit as Kastler Recht!" Mit diesem Vers begrüßten die Gstanzlsänger die vielen hundert Besucher, die am Monatagabend zum historischen Marktplatz einfanden, um mit dem Kulturverein die älteste Kastler Kirwa, das "Kaslter Recht" zu feiern.

Den vor 677 Jahren wurde auf Erlaß von Kaiser Ludwig dem Ort das Marktrecht verliehen. Dieser "Feiertag", wie dieser für viele Kastler begangen wird, ist der älteste der vier erlassenen Markttage. Als Bühne zum Marktplatz diente den Sängern und Musikern die Terrasse des "Goldenen Löwen". Zudem hatten sich auf dem Marktplatz zahlreiche Firanten eingefunden, die mit ihren Ständen das Markttreiben belebten, vorallem aber, die zu Speis und Trank einluden.

Im "Schußfeld" der Gstanzlsänger, die von Claudia Stöckl-Lang mit dem Akkordeon unterstützt wurden, standen die "oft sonderbaren Entscheidungen der Markträte", ebenso aber auch die langen Predigten des neuen Pfarrers. Die allegorischen Figuren des Kastler Schweppermannsspieles vor zwei Jahren gaben noch einen heiteren Ausblick, wie sich der Markt Kastl bis ins Jahr 2050 entwickeln kann. Musikalisch hervorragend abgerundet haben das Kulturprogramm die Kastler Kirchweihkapelle, als "Original Brezenkörbel Trippel Trio" von neun Musikern von echtem Schrot und Doppelkorn", wie der Regiseur der Veranstaltung, Hermann Forster lobte. Hoch zu Ross kam schließlich der "Herold" des Bayerischen Kaisers, den Ludwig Zeberl hervorragend imitierte, um den Kastlern den Orginalwortlaut der Urkunde vom Verleih des Marktrechtes zu verkünden. Darin heißt es, dass jeweils für den Montag nach "Heilige-Dreikönige" für alle Zeiten ein freier Markt mit allen Rechten eines öffentlichen Marktes, wie es die Stadt Amberg hat, abhalten kann. Bürgermeister Hans Raab freute sich mit den vielen Gästen über diese hervorragende Inszenierung und lud die Gäste zur weiteren Feier in die Wirtshäuser ein, wo die Kirwastanzlsänger noch ausgiebig für Unterhaltung und Aufmerksamkeit sorgten.

Zu Beginn dieser "Heimatkunde" verwies der Vorsitzende des "Kulturkastl" Hermann Forster, dass sich der Kulturverein redliche Mühe gibt, diesen Teil der Kastler Tradition zu bewahren. Forster: "Es wird aber von Jahr zu Jahr zunehmend schwieriger, genügend Idealisten zu finden, die sich bereit erklären, das Bild ihrer Heimatgemeinde nach außen überzeugend zu vertreten". Forster ist stolz, dass diese Kirwa, die als "Kastler Recht" über Jahrhunderte gefeiert wurde, in den 70er Jahren langsam entschlafen war, vor fünf Jahren wiederbelebt werden konnte. Zu den deftigen Derblecken und Aussingen verschiedener wichtiger Personen zitierte Forster den vormaligen Bezirksheimatpfleger der Oberpfalz, Dr. Adolf Eichenseer, für den der Bayer eine besondere Vorliebe hat, insbesondere der ländliche Mensch, für natürliche mitunter deftige Inhalte und Wörter, mit denen er jedoch niemand verletzten will.

So richtig in die Vollen gingen die Gstanzlsänger - Hermann Forster, Claus Weigert, Willi Nutz, Herbert Kremser, Alwin Raab und Wolfgang Herdegen - mit dem ironischen "Derbleckn" der Kastler Kommunalpolitiker und des Pfarrers, wie dies sonst am Nockerberg in München mit der großen Politik praktiziert wird. Wie Forster sagte, sind die Bürger während der Marktratssitzungen zum Schweigen verdammt, bleibt also nur das "Kastler Recht", um anderen Meinungen Gehör zu verschaffen.

Dass es im Marktrat mit der Wahrheit nicht immer einfach ist, belegte der Spruch: "Im Gemeinderat in Kastl geht’s immer lustig zu, sagt einer mal die Wahrheit, dann gibt’s an Prozeß im Nu.", womit eine Gerichtsverhandlung angedeutet wurde, wo alle Ratsherrn in Amberg vor Gericht erscheinen mußten. Angeprangert wurde vom Marktrat: "Da "reissn Sittn ei, dou Brouder legst de hi, wenns oostimma, wos mir niat passt, nou gäihe holt niat hi". Weil das benachbarte Birgland das Überwasser in die Lauterach leitet, meinten die Gstanzlsänger: "D’Forelln däi beißn jetzt freiwillig in Angelhaken ei". Den Geschäftsläuten im Marktrat warfen die "Dichter", oft ungeschickt abzustimma vor, den "Däi ghäian dou niat eine, wal däi kumma in Konflikt".

Ebenso ironisch galt der SPD Markträtin Jobst der Vers: "Frau Jobst däi mou se immer wehrn und sagt: Lasst mir mei Ruh, sunst geh ich, wo ich hingehör, nämlich glei zur CSU!" Zur Kritik stand außerdem der "Europäische Gedanke" mit der Partnerstadt Olovi in Tschechien, die "bloss am Papier besteht", wie es hieß. Oder die Spanier, wo die Katalonier gern Partnerstadt mit Kastl wär’n. "Ihr Räte werds doch endlich wach, es is Europazeit, und glaubt’s mas hinter Pfaffahof, dou wohna aa nu Leit", mußten sich die Marktväter sagen lassen. Nicht fehlen durfte der große Erfolg mit dem Erhalt des Ungarischen Gymnasiums. Dazu hieß es: "Und aaf amol is jederer der Retter von ihm gwen, denn aa däi wou fräiher gsagt hom, i hoff blouß däi Schül gäiht ei, stenga äitz wenn applaudiert wird, vorna in der erstn Reih".

Bis vor kurzem "Völlig nei" war den Verslsängern, die Unsitte, dass der Rasn an der Klosterkirch eza schou a Parkplatz ist. "Owa dass der Fahrer foußkrank waar, des kannt man fei niat soong", womit die Sänger auf den "routn Woong" mit da Numma "AS-DA....." anspielten. Der Vorschlag der Gstanzldichter: "Machtses bräader die Kirchatür, nou kinnas zum Oltoar hifohrn, dou waar doch Ploods dafür". Nicht verhehlen wollten die Humoristen ihren beliebten Bürgermeister: "Wenn über unserm Kastl die Sonne so lacht, dann hat das ganz sicher der Raab Hans gemacht". Doch die Festansprache des Vizebürgermeisters Herbert Braun zum den 60. Geburtstag des Marktoberhauptes im letzten Jahr bedauerten die Sänger: "Der Braun der holt a Red dazou, wäi wenn er gestorm schou waar". Weiter im Rampenlicht stand noch ebenso ironisch auf die Einstellung mancher Politiker, Kastls 3. Bürgermeister: "Doch falls schwarze Wolken kommen und es wir dir ganz bang, wissen alle, daran schuld ist doch nur der Heinz Lang!"

Ein besonderer Gruß von Hermann Forster galt noch dem Pfarrer (Stefan Brand) der letztes Jahr, wegen seines Umzuges vom "Kastler Recht" noch keine Notiz genommen hatte. Doch die Gstanzln vom letzten Jahr waren nach Meinung von Forster für den Pfarrherrn heuer noch ebenso aktuell, wenn er auf seine Predigten "angepeilt" wurde. Und so formulierten die Sänger: "Wos er braucht der nei Pforra des waar a wenig a Gfühl, waal 20 Minuten Predigt is für Kastler vül zvül". Oder "Über olles derfa predign, aa übers sechste Gebot, ower niat üwer zehn Minuten, um däi Zeit waars doch schood". Zur Predigt selbst munterten die Sänger dem Pfarrer auf: ""Für die Kastler Schwullschedl derfs ruhig härter sei!" Ein weiterer Hib gabt dem Vorstand der Blaskapelln, der zum Marktfest einläd, wo doch das Fest beim Netto-Markt sei.

Zum Spiel von der "Kastler großen Zeit" kam zunächst der Schalksnarr (Albert Fromm), gekleidet wie im vorigen Jahrhundert und mit grotesken Sprüngen auf die "Bühne". Das Spiel, wo neben dem Schalksnarr der Tod (Christian Hartinger), die Not (Edeltraud Donhauser) und die Zwietracht (Gabi Jarosch) mitwirkten kündete von "edler Räte Treue, doch auch von Zank und Streit, was Kastl einstmals hatte, was Kastl frührer war. Doch wollten die Schauspieler von der großen Vergangenheit einen Blick in die Zukunft von Kastl im Jahr 2050 werfen. Die Theaterakteure sehen in einer Science Fiction Gschicht voraus: "Das Kastl einst Gemeinde war, ja das ist lange her, denn heit ghörn mir zu Oxnsulln seit 2000 und zehn und zerscht homma gmoant, mir waaarn die Gräißtn, jaja, so schnell kans geh’n". In seinem Schlußwort ist dem Bürgermeister Hans Raab zu dieser Zukunftsprognose aufgefallen: "Wenn der Herr Pfarrer und wir niat wärn dann könntn die Vorhersagen für 2050 nächtes Jahr schon Wirklichkeit wern. Unter den zahlreichen auswärtigen Gästen war auch Kreis- und Marktrat Peter Braun aus Traunfeld.

Neben dem "Kastler Recht" gibt es in Kastl noch die wetieren Markttage: "Kreuzkirwa" "Peterskirwa" und "Rubenkirwa". Ehemals waren diese "Markttage" mit einem Kirchgang verbunden.

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Bericht von Hans Braun 

 



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