Heinz Lang, Kastler Illustrierte  - Anfang Ausgabe Mai 1998- 2  Navigation zur homepage von Heinz Lang, Kastl - header

Landschaftsgeschichtlicher Wanderweg
von "Freunden des Lauterachtales" begangen

Kastl (nla). Warum fließt im Lauterachtal und Wierlbachtal Wasser, während im Hainthal und im Saugraben solches nur selten zu sehen ist? Warum sind die Bergkuppen unserer Gegend bewaldet? Wodurch unterscheidet sich die Landschaft im Lauterachtal von anderen Gegenden? Diese und ähnliche Fragen wurden für die Mitglieder vom Verein "Freunde des Lauterachtales" an den Schautafeln des landschaftshistorischen Wanderweges geklärt. Unter sachkundiger Führung von Landschaftsarchitekt Karl Spindler wanderte man den Weg nahe Utzenhofen entlang.

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Vorsitzender Dr. Elmar Heider begrüßte den Diplomingenieur Karl Spindler, der als Fachmann für kommunale Landschaftspläne gilt und dankte diesem für seine Bereitschaft, die Gruppe zu führen. Ebenso begrüßte Heider die anwesenden Marktgemeinderäte. Dipl. Ing. Karl Spindler erklärte, daß der landschaftsgeschichtliche Wanderweg von der Teilnehmergemeinschaft und dem Markt Kastl erstellt wurde. Erstmals in die Diskussion gebracht wurde er 1991, sollte dann aber erst 1997 verwirklicht werden können, als die übrigen Aufgaben der Teilnehmergemeinschaft weitgehend erledigt waren. Besondere Verdienste am Zustandekommen hat das Amt für ländliche Entwicklung, welches die Maßnahme gut gefördert hat.

Großen Einsatz bestätigte Spindler auch dem ortsansässigen Handwerker Karl Scharl. So war dieser um die Erfassung der 56 Flurdenkmäler seiner Heimat bemüht und hat wesentlich zur gelungenen Gestaltung der wetterfesten, aber dezenten Informationstafeln beigetragen.

Möglich geworden war die Einrichtung eigentlich erst, als es gelungen war, mit dem Anlegen des Weges auch gleich mehrere Anliegen abzudecken. So dient der Wanderweg auch der Erschließung für die Landwirtschaft und als Trifftweg für die Schafbeweidung der Trockenrasenflächen. Eine ähnliche Bündelung von Interessen war auch beim Anlegen des Radweges "Rund um die Schweppermannsburg" gelungen, der zugleich als Kanaltrasse und als Puffer zwischen Ackerbauflächen und Wiesen dient.

In unserer Gegend, so der Fachmann, erlebe man, daß der Wald ständig zunehme. Ursächlich dafür seien einerseits Aufforstungsprämien, andererseits verbuschen immer mehr unbewirtschaftete Flächen, die ab einer bestimmten Deckung als Wald bezeichnet werden. Für das Lauterachtal und seine Seitentäler waren aber über lange Jahrhunderte hinweg intensive Schafbeweidungen und damit Trockenrasenflächen charakteristisch. An besonders exponierten Stellen sollte diese Landschaftsform erhalten bleiben. Das Bild vergangener Jahrhunderte läßt sich ohnehin nicht mehr herstellen. Finanzielle und eigentumsrechtliche Hindernisse stehen entgegen.

Ein echtes Highlight der Wanderung stellt die Aussicht bei einer Schautafel zwischen Mühlhausen und Utzenhofen dar. Weit schweift der Blick über grüne Täler und bewaldete Bergkuppen. Ganz hinten erkennt man verträumt die Ortschaft Mühlhausen. Die Schautafel erklärt hier erdgeschichtliche Entwicklungen und die daraus resultierenden Erdschichten, die auch im Jura nicht alle gleich sind. Tief unter der Erde liegen hier die Schicht- bzw. Bankkalke. Dort sind wohl heute noch zahlreiche Ammoniten und Versteinerungen verborgen. Darüber, aber immer noch bedeckt, schichtet sich tafelbankiger Dolomit mit verhärteten Knollen. Sie wurden durch später auf sie wirkende Kräfte in Juramarmor verfestigt. Darüber liegt die Schicht mit den gewaltigen Schwammriffen, deren oberen Spitzen im Lauterachtal zutage treten und als reizvolle Felsen die Landschaft prägen.

Dazwischen befindet sich eine wasserundurchlässige Ornaten-Tonschicht. Wo die Talaue so tief liegt, daß sie nahe an diese Grundwasser-Erhaltungsschicht heranreicht, fließt das Wasser an der Oberfläche, wie bei der Lauterach oder dem Wierlbach. Liegt dagegen die Talsohle deutlich über dieser Tonschicht, so versickert das Wasser und findet unterirdisch seinen Weg. Eine Schautafel am Radweg zwischen Utzenhofen und Umelsdorf macht diese Zusammenhänge gut verständlich.

Eine Besonderheit unserer Gegend, so Spindler, sei die Tatsache, daß sich wie beim Hainthalbach die Grundwasserpegel änderten. Zur Ursache gibt es letztlich nur Theorien. Wie schon immer in der Geschichte der Menschheit, gibt es bei unerklärbaren Ereignissen reichlich Sagen und Geschichten. Der Hainthalbach erhielt so den Ruf des Kriegsankündigungsbaches. Eine Untersuchung in jüngerer Zeit hat Jahresniederschläge und Wasserführung ausgewertet und glaubt nachweisen zu können, daß die Jahresniederschläge in einem Nachlauf von zehn Jahren die Wassermenge beeinflussen.

Ein weiterer Höhepunkt des Wanderweges wird mit der Schautafel zwischen Utzenhofen und Umelsdorf markiert. Man erkennt, daß die Landschaft dem Menschen seit Jahrhunderten die Nutzung diktiert hat. Graphisch dargestellt wird ein Schnitt durch das Wierlbachtal und den parallel verlaufenden Saugraben. Die kargen Dolomitkuppen sind bewaldet, die Hänge liegen terrassenförmig darunter und sind dem Ackerbau gewidmet. Unten finden sich schließlich die als Grünland genutzten Talauen.

Wie es dazu kam, daß die - vor der Besiedelung durch den Menschen - völlig bewaldete Gegend schließlich fast baumlos wurde, erklärt eine weitere Schautafel. Der Bergbau mit einem Zentrum in Amberg brauchte Holz in rauhen Mengen. Dazu kamen die Hammerwerke, die aus wohlbekannten Namen wie "Hammermühle", "Drahthammer" oder "Schienhammer" für den Einheimischen vertraut klingen. Die Amberger "Hammereinung" dürfte im 14. Jahrhundert die erste Montanunion gewesen sein, ein "mittelalterlicher Industrietrust". Eine gewinnbringende Tätigkeit war die des Köhlers. So wurden die damals existierenden Buchenwälder in Holzkohle verwandelt. Eine gravierende Verkarstung war die Folge. Nürnberger Kaufleute erkannten, daß man für eine Wiederaufforstung mit der vom Mittelmeer her bekannten Kiefer erfolgreich sein könnte.

Abschließend sprach Landschaftsarchitekt Spindler noch zu Absichten und Erfahrungen der Flurbereinigung in Utzenhofen. Nicht ohne Stolz erzählte er, daß die Besitzzersplitterungen durch Erbteilung weitestgehend beseitigt werden konnten, dem Anliegen nach Flurzusammenlegungen also entsprochen wurde. Jedoch sei die Landschaft nicht umgekrempelt worden. Ein Kompliment zum Vorgehen hatte Spindler auch für den Verantwortlichen im Amt für ländliche Entwicklung, Herrn Pent.

Die ökologische Bilanz bei der Flurbereinigung in Utzenhofen stimmt. Auch der höchst kritische Repräsentant des Bundes für Vogelschutz im Landkreis Amberg-Sulzbach bestätigte im letzten Jahr, daß nach der Flurbereinigung einige Vögel der Roten Liste hier geradezu einen Zufluchtsort gefunden haben, wie Neuntöter und Dorngrasmücke. Utzenhofen gilt in Ornitologenkreisen als Geheimtip.

Der Vorsitzende des Vereines "Freunde des Lauterachtales", Dr. Elmar Heider dankte Dipl. Ing. Karl Spindler für seine hochqualifizierten Ausführungen und zitierte den Spruch, daß es das Wissen um die Geschichte braucht, wenn man die Zukunft gestalten will. Das gilt auch für die Landschaft und die Umwelt.

 

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