Henne oder Ei - Brücke B299 oder Staatsstraße 2235- Was kommt zuerst?

Die Bundesstraße führt über baufällige Brücken - braucht man deshalb eine neue Straße ins Lauterachtal?

Zu dem Bericht der Amberger Zeitung vom Samstag, 3.03.1997 entstand eine Aufnahme, in der Bürgermeister Hans Raab mit Helmut Wiesend, dem Regierungsbaumeister, eine Ortsbesichtigung bei den baufälligen Brücken der Bundesstraße durchführte. Demnach wurde festgestellt, dass der Neubau der Lauterachtalbrücken unumgänglich ist. Gleichzeitig entnimmt man dem Text, dass man laut Helmut Wiesend mit der Verlegung der Staatsstraße "eine der gefährlichsten Einmündungen in der weiten Umgebung beseitigen könnte".

Offensichtlich geht es bei den Baumaßnahmen zur Lauterachtalstraße nun doch um mehr, als nur um einen Bebauungsplan für Kastl, zu dem es laut Beschluss der Marktgemeinderatssitzung vom 14.11.1996 geheißen hatte, "..eine Festlegung der weiteren Straßenführung ist damit nicht verbunden". Die Planungen dazu haben also doch unmittelbar mit der Neutrassierung der Staatsstraße 2235 zu tun, bzw. gegenseitige Auswirkungen.

Völlig richtig erklärt laut diesem Pressebericht der Regierungsbaumeister, dass ein "Gesamtverkehrskonzept" hermüsse.

Zu einer umfassenden Beurteilung der Gesamtmaßnahme haben deshalb die Freunde des Lauterachtales schon immer gefordert, dass dazu jetzt auch die Planung für die Gestaltung der Kreuzung beim Anwesen Geitner und Pläne für den außerörtlichen Bereich vorgelegt werden, d.h. von Kastl bis zum Sternfall, wo diese Straße in die Hauptverbindung von Schmidmühlen nach Neumarkt einmündet. Der Marktgemeinderat hat das Recht und die Pflicht, diese Fragen zu erörtern.

Für diese Staatsstraße wurde vor Jahren ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet, zu dem zahlreiche Einwendungen verfasst worden waren. Den Einwendern wurde bis heute nicht mitgeteilt, wie der Stand dieses Planfeststellungsverfahrens ist bzw. wie man mit ihren Einwendungen umgegangen ist. Derzeit scheint es so, als hätte es dieses laufende Verfahren nie gegeben. Die Aussagen der Einwendungen haben in ihren inhaltlichen Bezügen aber an nichts eingebüßt, sie sind sachlich unverändert begründet.

Dagegen haben alle Argumente der Planer ihre inhaltliche Aussagekraft gänzlich verloren. Alle vier maßgeblichen Begründungen, wie Infrastrukturforderungen der Bundeswehr, Tiefbrunnen, unmögliche Engstelle bei Hammermühle und Baukosten oben genannter Brücken haben sich in Wohlgefallen aufgelöst und sind nicht mehr existent. Damit kommt der zum Planfeststellungsverfahren notwendigen Fragestellung, ob und wie man die Straße dort lassen kann, wo sie ist, einer entscheidenden Bedeutung zu.

Die oben zitierte Aussage von Helmut Wiesend, durch Verlegung hier eine der gefährlichsten Einmündungen der weiten Umgebung beseitigen zu können, ist in doppelter Hinsicht aber unzutreffend. Erstens binden an diese Bundesstraße allein zwischen Amberg und Neumarkt zahlreiche weitaus gefährlichere Einmündungen an. Zweitens besteht eine unbequeme Situation nur für die Kraftfahrer, die aus Richtung Schmidmühlen (Ortsteil Hammer) kommen. Allein durch richtiges Anfahren der Kreuzung kann das Einfahren erheblich verbessert werden. Die sehr stark erweiterte Trompete verleitet aber zu falschem Einfahren in die Kreuzung. Dies kann mit geringen baulichen Mitteln jederzeit gut und verkehrsgerecht gestaltet werden. Wenn, wie im Zeitungsbericht dargestellt, die Brücken ohnehin baufällig sind, kann praktisch kostenlos eine höchst übersichtliche Situation herbeigeführt werden. Die spitzwinkelige Anbindung in der verschobenen Kreuzung sollte in eine rechtwinkelige Einmündung umgebaut werden.

Wie das Bild des Bürgermeisters und des Regierungsbaumeisters vor der abzubrechenden Brücke beweist, reicht die Hochwasserdurchflusshöhe dieser Brücke gerade bis zu ihrer Brust. Die Betonmassen darüber aber sind gewaltig. Mit heutiger Brückenbaukunst kann diese Brücke aus dem Jahre 1927 jederzeit durch eine wesentlich tiefer gelegte Fahrbahn ersetzt werden. Damit reduzieren sich die Anfahrtshöhe aus Richtung Schmidmühlen, die Fußbreite der notwendigen Dämme und die Höhe von der Ortsmitte her (Hohenburger Straße). Diese Steigung kann nahezu abgetragen werden.

Positiv in den Darstellungen der Regierung bewerten die Freunde des Lauterachtales die Tatsache, dass ihr Vorschlag zur Abtragung der Höhen auch von der Regierung akzeptiert wurde. Der von den Planern ins Auge gefasste Radfahrertunnel unter der B299 hindurch könnte sich aber dabei hemmend auswirken, wenn sich die Leute nicht den Kopf anschlagen sollen. Würden die Planer die Vorschläge des Vereines der Freunde annehmen, könnten die Kosten für den Fahrrad- und Fußgängertunnel gespart werden. Er wäre, wenn überhaupt notwendig, nur für vier Anwohner begründbar, da alle anderen Radfahrer den weitaus sichereren und im letzten Jahr eröffneten Radweg auf dem Bahndamm benutzen könnten.

Die Anliegen des Wasserwirtschaftsamtes werden von den Freunden des Lauterachtales ernst genommen. Den Hochwassern ist unbedingt Rechnung zu tragen. Nicht zuletzt deshalb wünschten die Freunde des Lauterachtales den Rückbau des Dammes zwischen den Brücken. Die im Zeitungsartikel angeführte hinderliche Begründung, wonach die im Überflutungsbereich liegenden Wiesen dann nicht erschlossen wären, ist falsch. Unter der zweiten Brücke führt der eigentlich Altbach hindurch, der seit dem Bau der Hammermühle nur noch als Graben ausgebildet ist. Eine über diesen Graben gelegte, reichlich bewährte Betonplatte, vergleichbar der Situation neben dem Parkplatz in der Lauterach, würde für die seit Jahrhunderten extensiven Nutzung jederzeit genügen.

Es darf angemerkt werden, dass es Versuche verschiedener Befürworter einer neuen Trasse gab, die den Vorschlag zur Verlegung des Mühlbaches Richtung Altbach im Ortsteil Hammer als ökologischen Eingriff bewerten wollten. Ernst zu nehmende Planer und Fachstellen können nicht gelten lassen, dass dafür im unteren Bereich des Lauterachtales eines der letzten Urstromtäler Bayerns geopfert werden darf.

Was vor wenigen Jahren zwischen Hohenburg und Schmidmühlen, bei einer weitaus höher frequentierten Straße möglich war, nämlich der schonungsvolle Ausbau bei Beschränkung auf 5,5 Meter, muss auch im Lauterachtal, in diesem Stück "Vorzeige-Natur", möglich bleiben.

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