Eigentlich heißt es "Kastler Schweppermannspiel". Es war aber tatsächlich "die Geschichte vom guten König Ludwig" und sie verdient es, daß ihr Gerechtigkeit angetan wird. Denn was man so lesen und sehen konnte an offizieller Anerkennung, das unterschied sich kaum von den (wegen der hehren Thematik) sicheren Beifälligkeiten, die auf der weiten Spielwiese der Heimatstücke üblicherweise zu erfahren sind.Vom Versuch gerechter Worte ist die Rede. Da muß man ganz vorsichtig sein. Deswegen voraus ein Bravo dem Spielleiter. Trotz der leicht angestaubten Nordgaudichterheimat-Texte ist es ihm gelungen, mit willigem und intelligentem Spielervolk glaubhaftes Leben auf die Bühne zu zaubern. Wurde so der Dichterarzt (Schauweckeo manchmal arg gegen den literarischen Strich gebürstet (und dabei prachtvoll aufpoliert), so haben die Kastier doch eine wichtige Spielregel in Szene gesetzt: "Zum Teufel mit der blanken Historie - ! Es lebe der glanzvolle Schein!" Da fragt dann auch kein Mensch nach historisch echter Tracht, nach Spätmittelhochdeutsch und quellenkritisch gereinigtem Geschichtsablauf. Die Menschen sind es, die sich spielen, von der dunklen Sage ihrer Heimat getragen, ins fremde Gewand geschlopft und trotzdem sich selber treu.

So sind wir also bei den Spielern, den Sprechern, den Statisten und auch bei den Pferden, die den mehrmaligen Aufgalopp mit Geduld und Gelassenheit ertrugen. Wo soll man anfangen, wo enden? Es bleibt beim Hinweis, auf den Hofnarren zum Beispiel, der mit gewagtenSprüngen (auf die steinerne Säulenbasis un Ober den Stuhl) seine Herren Kollegen so recht in Neid versetzte. Auch zum delikaten Hexlein "Zwietracht" ließe sich trefflich fabulieren und die Kinder - sie feierten ihr großes Fest! Sie waren prachtvolle Gegenwart in altersgrauer Mär. Ein unübertrefflichr Gockel mit Hühnerschar brachte sogar die geheiligte Schweppermann-Eiersaga ins Wanken: "Jedem Mann ein Ei, dem braven Schweppermann zwei, dem guten König Ludwig aber drei!"Sind wir also beim treuen Seyfried. Wäre er eigens aus dem Grabe erstanden, er hätte sich selbst nicht besser spielen können! Sein Schau-Bild hat ihn übertroffen; denn der Xaver Schweppermann-Mosner spielte einen echten Kastler, spielte schließlich sich selbst: Ernsthaft, liebenswürdig, herzlich und saubündelgrob! Der gespielte Schweppermann verdrängte den historischen! Heimatspiel heißt man das!

Und dann -wäre da noch die Mitte des Spieles, der gute König. Um ihn drehte sich die Handlung und er war in der Tat ein ganz echter, durchwachsener König. Jeder Schritt, ' jede Geste waren königlich, das Wort und der gelassene Blick über die Schar der Untertanen verrieten den Herrscher, der Edelmut und die Leutseligkeit den guten König.Wenn den jungen Kastlern in späteren Bildungszeiten einmal der historische Kaiser Ludwig (IV.) der Bayer in den Weg tritt, dann werden sie ihn nicht erkennen; denn sie haben den guten König Karl Raab vor Augen. Heimatspiel!Nirgends aber konnte ich den Namen Gustl Horner lesen. Auf seinen Schultern muß die Riesenlast der Organisation wesentlich mit geruht haben. Wenn ein Spiel so wenig im Getriebe knirscht und so gut geölt läuft, dann gibt es da einen Meister als Organisator. Hinter diesem Amt steht wohl auch der Horner Gustl, der "vir vere castelanus"! Wenn ihm, in edler Bescheidenheit verharrend, kein verdienter Sonderapplaus betraf, dann tröstet ihn ein alter Spruch aus der Armee: "Generalstabsoffiziere haben keine Namen. Aber sie gewinnen die Schlacht!".Und wer das Spiel nicht gesehen hat, den mag es heftig reuen!Rudolf Meckl