Ergänzung 5 zum Urlaubsbericht aus Spanien 98

Motorradunfall

Es kommt schlimmer. In Porche bremst uns ein Ford Fiesta her, um noch schnell, von rechts kommend, vor unserem Wohnmobil unsere Fahrspur zu überqueren. Er glaubt offensichtlich, dann als Linksabbieger nur noch den Verkehr von rechts beachten zu müssen. Die spanischen Einfädelhilfen für Linksabbieger in der Mitte der Hauptverkehrsstraßen verleiten zu solchem Verhalten.

urlspan28t.JPG (3943 Byte)Für den Fiesta-Fahrer, durch unser Wohnmobil verdeckt, überholt uns jedoch ein Luxembuger Motorrad, das unser scharfes Bremsen entweder zu spät bemerkt oder ignoriert. Die Kawasaki – 750er Ninja – stellt sich beim Crash auf das Vorderrad und macht zusammen mit dem Fahrer einen Salto über den Kleinwagen. Die Insassen des Ford schreien vor Schreck, dass man es im WoMo hört. Dann landet der Biker auf der Straße und – zum Glück – ein paar Dezimeter hinter ihm das Motorrad, kippt aber rückwärts auf seinen Besitzer.

 

Immer wieder erstaunlich, wie schnell sich viele Menschen ansammeln - immer wieder erstaunlich, wie wenig dann etwas tun. Dem Motorradfahrer geht es - ebenfalls höchst erstaunlich - relativ gut. Er hat eine Schnittwunde beim Schlüsselbein – Lederkombi war nicht! Nach vielleicht zwanzig Minuten holen Sanitäter den Biker und nach weiteren zehn Minuten kommen zwei Polizisten auf Motorrädern. Wir hatten inzwischen den Verkehr geregelt, was den Polizisten offensichtlich einen Eingriff in ihre Hoheitsrechte bedeutet. Der Fiestafahrer und sein Vater, ein Arzt aus Lisabon mit Ferienhaus in Porche, sind längst damit beschäftigt, sich und andere davon zu überzeugen, dass sie nicht schuld sind und beanspruchen dann auch die komplette Aufnahmefähigkeit der Polizeibeamten. Weitere Polizeifahrzeuge, die inzwischen eingetroffen sind, werden wieder weitergeschickt. Unser WoMo steht noch da, wo es zum Stehen kam. Wir sollen es wegfahren. Die Polizisten machen keine Anstalten, uns als Zeugen zu hören, was uns im Interesse des abtransportieren Motorradfahrers aber wichtig schien.

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noch schnell vor dem WoMo einbiegen
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und dabei das Motorrad hinter dem WoMo übersehen

 

Wir machen also selbst noch schnell Bilder und eine Skizze. Notieren die Nummer des Motorrades und erfragen das Krankenhaus von den Polizisten. Es könnte dieses oder jenes sein, wird uns eher uninteressiert beigebracht. Englisch nicht, Deutsch sowieso nicht. Na egal – wir werden es finden. Den beiden jungen Männern vom Abschleppdienst, die das Motorrad aufladen, geben wir unsere Adresse mit der Bitte, sie dem Biker auszuhändigen, falls wir ihn nicht selbst fänden. Die Polizei wollte von uns nichts mehr wissen. Auf Anregung des Fiesta-Fahrers schreiben sie unsere Adresse auf. Jetzt geht plötzlich etwas Englisch. Der Fiestafahrer wird, ebenfalls auf Englisch, beinahe lästig. Er möchte doch auch die Bilder. Er würde sie zum Entwickeln bringen. Er würde uns zum Fotoservice begleiten. "Erst einmal das Krankenhaus suchen und nach dem Biker sehen", akzeptiert er bzw. will er schließlich auch, "dann", so sagen wir, "kann er uns zum Bilderentwickeln begleiten".

Das Krankenhaus erfragten wir an einer Tankstelle in Portimao. Der Arzt aus Lisboa hatte seinen Kleinbus geholt und war uns mit Frau und Sohn gefolgt. Das Krankenhaus haben die Polizisten vor uns gefunden. Jedenfalls waren sie schon da. Der Biker stand mit dem Arm in der Schlinge in der Unfallstation herum und wartete auf seine Schwester, die ihn abholen sollte.

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da fuhren die Polizisten davon
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Das Krankenhaus von Portimáo
an der Tankstelle erfragt

Luxemburger müssen Deutsch lernen. Das ist jetzt von Vorteil. Mit José, dem Biker, kann man, ungestört von seinen Unfallgegnern, weil sie nichts verstehen, den Unfallhergang besprechen und die Daten austauschen. Er weiß jetzt, dass wir Bilder gemacht haben, die wir jetzt zum Schnellentwickeln geben. In zwei Stunden würden wir wieder da sein. Das übersetzt José für den Fiestafahrer, der jetzt auch glaubt uns wieder zu sehen und darauf verzichtet uns zu begleiten. Er erwartet uns dann auch wieder, trotz unserer leichten Verspätung, freundlich an der Pforte des Krankenhauses. José sei nicht da, sagt er. Er erhält die Bilder für rund zehn Mark. Da die freundliche Dame beim Fotoschnelldienst auch private Urlaubsbilder dreifach entwickelt hatte, waren die unverhältnismäßig erhöht worden.

 

Schauen wir trotzdem ins Krankenhaus um José zu suchen. Er ist jedoch tatsächlich nicht da, dafür aber seine portogiesische Schwester mit ihrem italienischen Mann und dem Sohn von José. Sie nehmen die Bilder entgegen und bitten um einen schriftlichen Unfallbericht für den Anwalt. Dabei haben wir zwar das Bezahlen der Bilder vergessen und unsere Wolldecke ist am Unfallort auch zurückgeblieben, aber trotzdem ist die Sache jetzt irgendwie sauber abgeschlossen und der Kopf frei für die Fortsetzung des Urlaubs.

Inzwischen hat José in Kastl angerufen. Es geht ihm relativ gut. Der Arm schmerzt. Sein Unfallgegner sieht bei sich keine Schuld.

 

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