Kastler Illustrierte - Heinz Lang - Kampf um das Ungarische Gymnasium - Termine seit dem Regierungswechsel in Bonn
Demo in Bonn - Staatsminister Dr. Naumann empfängt Delegation

Der Beauftragte für Kultur und Medien der Bundesregierung nahm sich am Mi, 17.03.99 eine halbe Stunde Zeit

 

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Das Modell der Kastler Klosterburg vor Bonner Staatsbauten führte die Demo an. (Pressebild 251kB)

 

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Markträte marschierten mit: Matschiner, Steuerl, Schöberlein (nicht im Bild: Breunig, Jobst, Lang)

 

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Schüler überzeugten im mehrsprachigem Diskurs

 

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Die Presse darf vor Beginn fünf Minuten bleiben.

 

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MdB Wilhelm, MdB Kraus, Helga Keffel-Nitzbon, Angelika Skotner, Fr. Brodbeck, Lehrer Bernhard Raum. (Pressebild)

 

 

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Der Schulleiter (links) gibt ein Prospekt an Minister Naumann, rechts: MdB Helmut Wilhelm
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OTV-Team in Bonn

 

 

Naumann beeindruckt von der Wucht
der Kastler Initiative

Schüler machten Punkte mit multilingualer Diskussion

Kastl (nla). Eine halbe Stunde Zeit für eine Delegation aus Kastl hat sich der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Dr. Michael Naumann, genommen. Damit hatte die Kastler Elterninitiative erreicht, daß man an das Herz des Ministers appellieren konnte und mit den Argumenten nicht bereits bei Beamten hängen geblieben war. Dr. Naumann hatte ins Bundeskanzleramt Schüler, Eltern und Vertreter der Kommunalpolitik geladen. Einer Schülerin der 11. Klasse versicherte er, dass sie noch ihr Abitur in Kastl machen könne. "Ihr werdet das schaffen", sagte er, um sich dann zu verbessern: "Wir werden es (gemeinsam) schaffen". Damit wäre der bisherige strikte Zeitrahmen, der durch die Regierung Kohl vorgegeben war und wonach die Schule im Jahre 2000 ihre Pforten schließen müsste, gesprengt.

 

Die Kastler waren am Mittwoch, dem 17.03.99 morgens um 5.00 Uhr mit Bussen nach Bonn aufgebrochen. Nach der Ankunft gegen Mittag zog ein Demonstrationszug mit zahlreichen Transparenten hinter dem Modell von Kastls Klosterburg bis zum Haus der Geschichte, wo der Großteil der Demonstranten im Kinosaal mit dem für das Gymnasium zuständigen Beamten diskutieren konnte.

Um 13.00 Uhr wurde eine Delegation der Oberpfälzer im Kanzleramt empfangen. Dr. Michael Naumann trug vor, daß er die Sorgen der Anwesenden kenne. Er sei "beeindruckt von der Wucht der Kastler Initiative" und er bereit sei, noch einmal Argumente anzuhören. Nach kurzen Einführungsworten des Bundestagsabgeordneten Rudolf Kraus, der den Termin vereinbart hatte, schilderte die Elternvertreterin, Helga Keffel-Nitzbon, ihre Gründe, warum sie ihre Tochter an dieses Gymnasium gegeben hat.

Vorgestellt vom Schulleiter Mirko Keller trugen vier Schülerinnen und Schüler ihr Anliegen vor, indem sie freimütig von einer Sprache in die andere wechselten. In großer Deutlichkeit konnten sie die Vorteile einer Schule aufzeigen, die nicht nur Fremdsprachen lehrt, sondern mehrsprachig unterrichtet. Mal in Englisch, dann auf Französisch, Deutsch oder Ungarisch machten die deutlich, daß sie sich nicht als "Kriegsfolgelast" begreifen und auch nicht nur als "die fehlende Million" bewertet werden wollen. Sie seien, jeder für sich, ein Mensch mit je einer eigenen Biographie. Für das Ping-Pong-Spiel der Politiker zwischen Bonn und München wegen der Zuständigkeit hätten sie kein Verständnis.

Bürgermeister Hans Raab stellte den finanziellen und kulturellen Verlust für Kastl dar, wenn diese Schule geschlossen wird. Kreisrat Reinhold Strobl, zugleich SPD-Vorsitzender im Landkreis Amberg-Sulzbach, bekundete Minister Naumann sein Verständnis, daß Bonn künftig nicht mehr zahlen könne und bat den Minister, nach anderen Töpfen, zum Beispiel in Europa, zu suchen. Kreisrat Heinz Lang erinnerte den Minister an seine verständnisvolle Denkweise, die er noch vor einem Jahr, als der bekannte Verleger Michael Naumann, bekundet hatte und er sich gegen monumentale Ereignisse in der Kunst und für die Besinnung auf das Wesentliche ausgesprochen hatte. Er bat den Minister, das Problem nicht einfach nach München zu schieben.

Der Minister bat um Verständnis, daß er nicht nach Gutsherrenart einfach Geschenke verteilen könne. Er müsse Gesetze und Vorschriften einhalten. Die Schulen fallen unter die Kulturhoheit der Länder, die mit Luchsaugen darüber wachen. Gerade Bayerns Minister Zehetmaier habe ihm mit dem Verfassungsgericht gedroht. Außerdem habe die Finanzierung des Kastler Gymnasiums eine Geschichte. Die Behandlung der Kastler Problematik sei durch die CDU/CSU-Regierung angelegt und er habe dies geerbt. Man könne in Deutschland aber nicht ein Gesetz für Kastl machen, was in Amerika z.B. weniger ein Problem darstellen würde. Die deutsche Verfassung verbietet so etwas. Er müßte mit einer Verfassungsklage rechnen.

Bundestagsabgeordneter Wilhelm trug vor, daß hier aber Vertreter nahezu aller Parteien diese Schule unterstützen und wohl eher nicht mit Klage zur rechnen sei. MdB Rudolf Kraus schilderte seine zahlreichen Versuche Minister Kanther zu überzeugen, was letztlich nicht gelungen sei. Mit einer Klage aus Bayern sei wohl nicht zu rechnen, wenn der Bund die Schule unterstützt.

Minister Naumann wies darauf hin, daß der Schulträger seit drei Jahren durch Minister Kanther wisse, daß die gesetzliche Grundlage zur Förderung ausläuft. Wenn dies an die Eltern anderes weitergegeben worden ist, war das eine absolute Fehlinformation. Jedoch brächte diese Diskussion nichts und man müsse nach vorne gucken.

Die Schule habe den Außenminister auf ihrer Seite, der ihn im Kabinett darauf angesprochen habe. Er könne und wolle nichts versprechen. Aber als "Idee von einem Strohhalm" hoffe er, daß dadurch in Zusammenarbeit mit Ungarischen Staat etwas möglich sein könnte. Alle anderen Überlegungen, von EU-Mitteln bis Arbeitsförderungsmaßnahmen, wären bereits geprüft und brächten nichts.

Nachhaltig forderte Minister Naumann das Land Bayern auf mitzuhelfen. In Bayern werde ein Museum nach dem anderen eröffnet. Geld in Bayern sei da und auch die Zuständigkeit. Damit mußte der Minister das Gespräch beenden. Auf dem Flur ließ er sich dann doch noch einmal aufhalten. Eine Schülerin der 11. Klasse, die noch zwei Jahre bis zum Abitur braucht, fragte ihn ganz konkret, ob sie denn ihr Abitur noch an dieser Schule machen könne. Der Minister sagte, dass er davon ausgehe und sage: "Ihr werdet es schaffen", um sich dann zu verbessern: "Wir werden es gemeinsam schaffen!".

 

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