Kastler Illustrierte - Heinz Lang - zu Ausgabe März 99/1

zur Illustrierten  zurück zum Verzeichnis

 


Ungarisches Gymnasium Kastl
Eine Säule der Schule bricht
Die Diözese Eichstätt zieht sich nun aus der Trägergesellschaft zurück

KASTL (KNA/nn) - Das Ungarische Gymnasium in Kastl kommt nicht zur Ruhe: Die Diözese Eichstätt gibt ihren Anteil an der Trägergesellschaft der in ihrer Art bundesweit einmaligen Schule ab.

Grund seien unterschiedliche Auffassungen in der Ausrichtung der Schule, teilte die Bischöfliche Pressestelle mit. Da die Trägergesellschaft im Lauf der vergangenen Monate durch eine Patt-Situation "praktisch handlungsunfähig geworden war", habe sich die Bistumsleitung letztlich zu diesem Schritt entschieden. Der "Ungarische Schulverein" hält 50 Prozent der Anteile, der Landkreis Amberg-Sulzbach, der Markt Kastl und die Diözese Eichstätt teilen sich die übrigen 50 Prozent zu jeweils gleichen Anteilen.

Nach gemeinsamer Überzeugung der letztgenannten Gesellschafter liegt die Zukunft der Schule in einer "eindeutigen Ausrichtung als Europäisch-Ungarisches Gymnasium". Der Ungarische Schulverein vertritt jedoch laut Bistumsleitung die "rückwärts orientierte Vorstellung" einer ungarisch-nationalen Eliteschule im Ausland. Wegen dieser grundsätzlichen Unterschiede blockiere der Vorstand des Schulvereins in der Trägerschaft eine Weiterentwicklung des Gymnasiums nach einem zukunftsweisenden Konzept. Auch habe er sich nicht bereit erklärt, ebenso wie die anderen Gesellschafter ein Prozent der Anteile an den ungarischen Staat abzutreten und so die bestehende Patt-Situation in der Trägergesellschaft aufzulösen.

Zuschussmittel nicht gekürzt

Erst vor einem halben Jahr war es zum offenen Machtkampf im Gymnasium gekommen. Mit dem rechtlich umstrittenen Versuch des Ungarischen Schulvereins, die Direktorin abzulösen, hatten die jahrelangen Streitereien einen Höhepunkt erreicht.

Trotz des Rückzugs Eichstätts werden die Zuschussmittel für das Internat, insbesondere die an bedürftige Schüler ausgegebenen Stipendien, nicht gekürzt, hieß es. Ebenso werde die Diözese weiterhin die Personalkosten für einen Priester übernehmen. Das in seiner Art einmalige Gymnasium wird auch von Schülern deutscher Familien aus der Region besucht.
1.7.2002 0:00 MEZ



© NÜRNBERGER NACHRICHTEN

Zukunft des Gymnasiums Kastl steht auf der Kippe
Läutet die Stürmerin?
Totenglocke nach Ausstieg der Diözese? - USV tagt

KASTL - Nach dem Ausstieg der Diözese Eichstätt als Gesellschafter des Europäisch-Ungarischen Gymnasiums in Kastl scheint die Zukunft der Schule aufs Höchste gefährdet.

Wie berichtet war die endgültige Entscheidung der Diözese am Freitag letzter Woche bei einem ultimativen Treffen im Büro des Amberger Rechtsanwalts Winkler gefallen, der als provisorischer Geschäftsführer der Trägergesellschaft eingesetzt ist.

Letzte Hoffnungen werden noch mit der Mitgliederversammlung des Ungarischen Schulvereins (USV) am 6. Juli in Ungarn verbunden.

Überraschend wurde nämlich vom USV-Vorstand ein neuer Geschäftsführer vorgeschlagen. Bei dem handelt es sich um einen studierten Philosophen und Betriebswirt, der derzeit noch in den Diensten des Kolping-Werkes Baden-Württemberg steht.

Der Kandidat

Dieser Kandidat hat allerdings, wie zu vernehmen war, ein Einsteigen des Kolping-Bildungswerks davon abhängig gemacht, dass keiner der Gesellschafter die absolute Mehrheit besitzen dürfe. Das ist jetzt der Fall, nachdem die Diözese Eichstätt ihre Anteile zurückgegeben hat. Der USV hatte die Option darauf und verfügt nun rechnerisch über 58 Prozent.

Die Bistumsleitung begründet ihren Beschluss, die Gesellschafteranteile am Ungarischen Gymnasium Kastl abzugeben mit dem Umstand, dass sich in den letzten Monaten immer deutlicher eine handlungsunfähige Pattsituation in der Trägergesellschaft herausgebildet hätte.

Der "Ungarische Schulverein" hält 50 Prozent der Anteile, der Landkreis Amberg-Sulzbach, der Markt Kastl und die Diözese Eichstätt teilen sich die übrigen 50 Prozent zu jeweils gleichen Anteilen. "Nach gemeinsamer Überzeugung der letztgenannten Gesellschafter", heißt es in der Presseerklärung der Diözese, "liegt die Zukunft der Schule in Kastl, die in ihrer Art einmalig ist und die auch von Schülern aus deutschen Familien aus der Region besucht wird, in einer eindeutigen Ausrichtung als Europäisch-Ungarisches Gymnasium.

Der Ungarische Schulverein vertritt nach Einschätzung der Bistumsleitung die rückwärtsorientierte Vorstellung einer ungarisch-nationalen Eliteschule im Ausland.

Wegen dieser grundsätzlichen Unterschiede blockiert der Vorstand des Ungarischen Schulvereins in der Trägerschaft eine Weiterentwicklung der Schule nach einem zukunftsweisenden Konzept. Vor allem erklärte sich der Ungarische Schulverein trotz des bestehenden Angebots nicht bereit, ebenso wie die anderen Gesellschafter, ein Prozent der Anteile an den Ungarischen Staat abzutreten und so die bestehende Patt-Situation in der Trägergesellschaft aufzulösen.

In letzter Zeit war von Eltern, Schülern und einzelnen Lehrern des Ungarischen Gymnasiums an die Diözese die Bitte herangetragen worden, den bereits seit längerer Zeit angekündigten Austritt noch aufzuschieben. Nach ernsthafter Prüfung muss die Diözese jetzt den Schritt vollziehen, weil sie bei den bestehenden Gesellschafterverhältnissen keine sinnvolle Weiterentwicklung der Schule sieht.

Trotz des Austritts der Diözese aus der Trägergesellschaft werden die Zuschussmittel für das Internat, insbesondere die an bedürftige Schüler ausgegebenen Stipendien nicht gekürzt. Ebenso wird die Diözese weiterhin die Personalkosten für einen Priester übernehmen, der in Kastl im schulischen Religionsunterricht und in der Schulpastoral tätig ist.

Kein Beschluss

Amberg-Sulzbachs Landrat Armin Nentwig, hatte zu dem Gespräch in der Anwaltskanzlei keinen Beschluss des Kreistages in der Tasche, um prompt reagieren zu können.

Die Vertreter der beiden anderen Gesellschafter, Landkreis und Gemeinde Kastl, wollen jetzt die Entscheidung der USV-Mitgliederversammlung abwarten. Dann wird es sich zeigen, ob auf der Kastler Klosterburg bald die Stürmerin geläutet werden muss, die Totenglocke.
1.7.2002 0:00 MEZ



© NEUMARKTER NACHRICHTEN


. .. ..

 

zurück zum Verzeichnis

zur Illustrierten