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Germania. Die Wacht am Rhein. (Gemälde von Hermann Wislicenus, 1873)

Der "Vater Rhein" als "Deutschlands Schicksalstrom" bewegte die Phantasie der Künstler im ganzen 19. Jahrhundert. Clemens Brentano hatte um 1800 die Gestalt der "Lore Lay" erfunden, die den am rechten Ufer unter einem Felsen verborgenen Nibelungenhort bewacht, und Heinrich Heine hatte die Figur der Loreley durch sein 1824 veröffentlichtes Gedicht so populär gemacht, daß in der Folge auch viele Maler das Motiv der lieblichen, auf einem Felsen am Rheinufer sitzenden Jungfrau aufgriffen.

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
daß ich so traurig bin;
ein Märchen aus alten Zeiten,
das kommt mir nicht aus dem Sin.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
und ruhig fließt der Rhein;
der Gipfel des Berges funkelt im Abendsonnenschein.

Die schöne Jungfrau sitzet
dort oben wunderbar,
ihr goldnes Geschmeide blitzet,
sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme
und singt ein Lied dabei;
das hat eine wundersame,
gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
ergreift es mit wildem Weh;
er schaut nicht die Felsenriffe,
er schaut nur hinauf in die Höh'.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
am Ende Schiffer und Kahn;
und das hat mit ihrem Singen
die Lorelei getan.

Doch in der Folgezeit mutierte das romantische Mädchen, besonders nach 1871, zu einer schwerbewaffneten Kämpferin, deren feindlicher Blick gegen Frankreich gerichtet war. Max Schneckenburger: "Die Wacht am Rhein" (1840):
Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
...
Lieb' Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein. >>>>