Heinz Lang, Kastler Illustrierte  - Anfa Ausgabe Mrz   2001 - 2    Navigation zur homepage von Heinz Lang, Kastl - header

 

Verein für Tourismus und Gewerbe                                                                       Kastl, den 1. März 2001
Verkehrsverein Kastl e.V.
Marktplatz 1
92280 Kastl

An den
Ausschuss für Eingaben und Beschwerden

Bayerischer Landtag

Maximilaneum

81627 München

Petition
zur Abgabe von Quellwasser der Lauterach an die Stadtwerke Neumarkt

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

nach einem Beschluss der Jahreshauptversammlung im Januar 2001 bittet Sie der Verein für Tourismus und Gewerbe – Verkehrsverein Kastl e.V. um Hilfe bei der Vermeidung einer zusätzlichen Verminderung und Verschlechterung des Lauterachwassers.

Die Lauterach mit ihren Zuflüssen und Quellen, ein Forellengewässeer an der Ostseite der Fränkischen Alb, diente über Jahrhunderte den hier wohnenden Menschen als Nahrungsquelle, Trinkwasserversorger, Abwasserentsorger und umweltfreundlicher Energieversorger.

Die Anliegergemeinden mussten einerseits, auch als Folge der ungünstigen Lage am Rande des Truppenübungsplatzes Hohenfels, auf die Vorteile nennenswerter Gewerbeansiedlungen verzichten, konnten andererseits dadurch aber auch den Reiz ihrer attraktiven Natur erhalten. So blieben die Kommunen arm und konnten nur eine bescheidene Entwicklung nehmen. Die einzige Perspektive ergibt sich – auch aufgrund der Vorgaben der Bayerischen Staatsregierung mit ihren Plänen zur Landesentwicklung – nur im Bereich des sanften Tourismus, wozu ein weitgehend intaktes Lauterachtal als Grundvoraussetzung nötig ist.

Diese letzte Hoffnung auf Zukunftsplanung wird nun durch die Entwicklungsbegehrlichkeiten von benachbarten Kommunen bzw. Städten gestört. Im vergangenen Jahr musste man hinnehmen, dass neben den Anliegergemeinden auch die Nachbargemeinde Birgland, in der Höhenlage der Alb gelegen, die Lauterach als Entsorger ihrer Abwässer verwendet, um neue Bau- und Gewerbegebiete ausweisen zu können. Da es sich beim Birgland um unmittelbare Nachbarn handelt, die mit ihrer Kläranlage letztlich auch das Grundwasser der Lauterachtalgemeinden schonen, konnte für diese Maßnahme ein gewisses Verständnis aufgebracht werden. Nun steht aber die Stadt Neumarkt an, um Quellwasser der Lauterach für ihre Trinkwasserversorgung abzuziehen. Verstärkter Abwassereinleitung folgt also eine Verringerung der Wassermenge.

Dabei hat Neumarkt, wie gerade in jüngster Zeit allen Presseverlautbarungen der Stadtwerke zu entnehmen ist, eine hervorragende Trinkwasserversorgung. Jedoch sehen Zukunftsplanungen der Stadt vor, auf den Flächen über ihrem wichtigsten Trinkwasserreservoir eine Bundesstraße zu trassieren und Bau- bzw. Gewerbeflächen auszuweisen. Ferner sinnt man in Neumarkt auf eine weitere Anbindung an die Autobahn mit weiteren Gewerbeflächenausweisungen. Außerdem weisen Naturschützer im Raum Neumarkt darauf hin, dass durch den größten Neumarkter Betrieb verschmutztes Grundwasser auf das Trinkwasserreservoir zutreibt. 

Für Neumarkt gilt es, möglicherweise auch auf Intervention des zuständigen Wasserwirtschaftsamtes in Regensburg, die Sicherheit der Wasserversorgung zu gewährleisten. Unterstützt vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg, scheint man dabei den Weg des geringsten Widerstandes zu wählen und versucht, den rund 15 km entfernten  - und auch nicht unmittelbar angrenzenden - nördlich gelegenen Wasserversorger für den Markt Lauterhofen, die Pettenhofener Gruppe, durch finanzielle Anreize zu einer Kooperation der beiden Wasserversorgungen zu gewinnen. Im Vorsitzenden der Pettenhofener Gruppe, Bürgermeister Neumann aus Lauterhofen, fand man den Partner, der das Wasser lieber den Neumarktern verkauft, als es aus seiner Sicht „nutzlos ins Schwarze Meer fließen“ zu lassen. Im Gegensatz dazu wäre, so ist in Vorüberlegungen der Stadtwerke Neumarkt nachzulesen, bei südlich von Neumarkt gelegenen Wasserversorgern, mit erheblichen Widerständen zu rechnen.

Wenn man die Diskussion im Raum Lauterhofen verfolgt hat, so erfuhr man, dass man dort zunächst  glaubte, man bleibe Herr über „sein“ Wasser und könne die Lieferung nach Neumarkt beliebig steuern, nicht ohne dabei auch ordentlich zu verdienen. Inzwischen hat man begriffen, dass man das Wasser selbst nicht verkaufen kann, weil es Allgemeingut ist. Wenn man weiß, dass seit Jahren in allen Zweckverbandsversammlungen in Lauterhofen ein Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes Regensburg als Fachberater anwesend ist, wundert man sich, dass sich dieser Irrtum so festsetzen konnte und viele Lauterhofener heute noch daran glauben.

Nun meint man, finanzielle Vorteile für Lauterhofen noch dadurch erwirken zu können, dass man sich die Kosten für die Ausweisung von Wasserschutzgebieten teilt. Einige betroffene Landwirte vermuten jedoch, dass dabei die Toleranz für landwirtschaftliche Nutzung bei den Neumarkter Stadtwerken weit geringer ausfallen dürfte, als bei den Lauterhofener Verbandsräten. Nach dem Studium des von Neumarkt vorgelegten und dem Wasserwirtschaftsamt Regensburg sicherlich bekannten Entwurfs für den Kooperationsvertrag erkannten die Verbandsräte, dass man sich in der zu gründenden privaten Gesellschaft als Juniorpartner wieder fände, der letztlich nichts zu sagen hat.

Aus dieser Erkenntnis wurde der Vertrag in der Verbandssitzung unbehandelt zur Seite gelegt.  Stattdessen hat man sich in Lauterhofen darauf besonnen, erst einmal die selbst benötigten Wassermengen vom Wasserwirtschaftsamt genehmigen zu lassen, weil man längst weit über der genehmigten Menge fördert. Lauterhofen beantragt statt der bisher genehmigten Entnahme von 15 Litern pro Sekunde nun  25 Liter pro Sekunde. Großzügig erklärt das Wasserwirtschaftsamt, dass Lauterhofen hierbei wenigstens an erster Stelle zum Zuge kommen soll. Danach aber soll Neumarkt mit weiteren 45 Litern pro Sekunde schöpfen können. Die Quelle lieferte Anfang März 2001 knapp 90 Liter pro Sekunde, so dass bei einer Entnahme der dann insgesamt 70 Liter, in trockenen Sommermonaten, aus dieser Quelle kaum mehr Wasser der Lauterach zugeführt werden kann.

Wie weit der finanzielle Vorteil für Lauterhofen aus der angestrebten Partnerschaft noch zusammenschrumpft, wenn man an die anteiligen Kosten für die Geschäftsführung der zu gründenden Gesellschaft denkt, bleibt dahingestellt, ebenso unberücksichtigt bleibt, wie teuer die großzügige Wasserspende dereinst werden kann, wenn etwa durch Lauterhofens eigene Entwicklung die Lauterach zusätzlich belastet werden muss, weil z.B. die Ansiedlung eines Lebensmittel verarbeitenden Betriebes gewünscht wird, der Frischwasser braucht und Abwasser produziert.

Die ökologischen und ökonomischen Nachteile für die im weiteren Verlauf der Lauterach gelegenen Gemeinden Kastl, Hohenburg und Schmidmühlen haben weder den Vorsitzenden der Pettenhofener Gruppe (vgl. Zitat Schwarzes Meer), noch den Oberbürgermeister der Stadt Neumarkt  interessiert. Der Oberbürgermeister meint, dass man ein Geschäft machen sollte, bei dem beide Seiten (Neumarkt und Lauterhofen) verdienen. Er hält „die paar Fischerl“ in der Lauterach (Zitat) für weit weniger bedeutsam und die dritte Seite der Beteiligten, die Nachteilsnehmer, werden verschwiegen. Verschwiegen wurden übrigens auch die ablehnenden Äußerungen der Bürgermeister aus Kastl und Hohenburg im Protokoll der Regierung der Oberpfalz, das zu einem Anhörungsgespräch angefertigt wurde. Die Bürgermeister haben dagegen protestiert.

Die Florianshaltung im Landkreis Neumarkt wird durch die Geologie und Geographie begünstigt. Denn die avisierte Quelle zur Wasserentnahme liegt für Neumarkter jenseits der Wasserscheide und das Wasser ist gerade im Begriff, den Landkreis Neumarkt nach wenigen Metern zu verlassen. Das Wasser, das deshalb Neumarkter Gewässer nie erreichen würde, entzieht man damit der ohnehin niederschlagsarmen Windschattenseite der Alb.

Und die Nachteilsnehmer sind allesamt in einem anderen Landkreis, so dass auch politisch keine Gegnerschaft im eigenen Raum entsteht. Beinahe eine Ironie ist die Tatsache, dass das Wasserhaus der Pettenhofener Gruppe und die Grundstücksflächen bis vor einigen Jahren noch zum Gemeindegebiet Kastl gehörten und damit zum Landkreis Amberg. Sie wurden vom Markt Kastl und vom Landkreis Amberg-Sulzbach arglos freigegeben und Lauterhofen zugeschrieben, damit die Nachbarn ihre Versorgungseinrichtungen zur Wasserversorgung auf eigenem Gemeindegebiet haben.

Trotzdem besteht in Kastl immer noch die Hoffnung, dass man in Lauterhofen auch die Notwendigkeit zur guten Partnerschaft mit Kastl erkennt. Die Wasserversorgungen im Notverbund wurden mehrmals bemüht, für den M-Zug der Hauptschule funktioniert hervorragend ein Schulverbund, Pendler begegnen sich täglich.

Sollten weder das Gefühl für Gerechtigkeit, noch die Sorge um den sozialen Frieden eine Benachteiligung der Lauterachtalgemeinden verhindern, wird die seit Jahrzehnten ohnehin stetig schwindende Wassermenge der Lauterach zusätzlich reduziert, die rund 30 Kleinkraftwerke produzieren weniger erneuerbare Energie, das Flussbett verlandet vor allem in trockenen Sommermonaten noch deutlicher, die Abwassereinleitungen der Gemeinden Lauterhofen, Birgland, Kastl, Ursensollen und Hohenburg vermischen sich mit reduziertem Frischwasser, erhöhen in der Relation die Schadstoffanteile und erwärmen das Forellengewässer noch eindeutiger. Reduzierte Wassermengen können durch die Sonne besser erwärmt werden; eine Veränderung des gesamten Systems wird möglich.

In extrem warmen Sommern, wie 1998, wenn nach glaubwürdigen Aussagen Kastler Kleinkraftwerksbetreiber, die Lauterach in Kastl insgesamt weniger als 100 Liter pro Sekunde anliefert und das „Flussbett in weiten Bereichen als Fußweg dienen könnte“, kommt es auf jeden Liter pro Sekunde an, der dem Fluss entnommen wird. Diese Monate sind in Stadt und Land gleichermaßen die intensivsten Wasserbezugszeiten. Deshalb sind die dann relevanten Wassermengen in die Ökobilanz der Lauterach einzurechnen und nicht die durchschnittlichen Werte. Extrem hoher Wasserverbrauch steht extrem niedrigen Wasserständen der Lauterach gegenüber.

Das vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg inzwischen nachgeschobene Argument, wonach Neumarkt nur in der wasserreichen Zeit sein Wasser aus Lauterhofen beziehen sollte und in den trockenen Monaten das eigene, dadurch aufgesparte und entlastete Grundwasser nutzt, kann bei den Verfassern nicht mehr überzeugen. Selbst wenn der Schlüssel zur abgesperrten Wasserleitung nach Neumarkt im Kastler Rathaus aufbewahrt würde, müsste ihn der Bürgermeister herausgeben, im Falle eines Neumarkter Wassernotstandes z.B. wegen längerer Trockenheit oder wegen eines Unfalles auf der neuen Bundesstraße über dem Neumarkter Trinkwassergebiet. Außerdem sollte sich der Grundwasserstock Neumarkts bei Niederschlägen selbst rasch erholen. Anders als in der Alb, wo Niederschläge manchmal viele Jahre brauchen, um in die Grundwasserschichten zu gelangen,  ist Neumarkts Wasser nur durch Sand abgedeckt. Die sperrenden Lehmschichten darüber fehlen, weshalb die Niederschläge rasch das Grundwasser erreichen.

Deshalb ist es von Anfang an besser, Neumarkt startet seine Bemühungen zur Sicherung des Trinkwassers „im eigenen Haus“. Es steht den Verfassern nicht zu, Vorschläge zur Stadtplanung zu machen. Jedoch ist Neumarkt eine der reichsten Kommunen in Bayern, nicht zuletzt auch durch die Steuerkraft von Betrieben, die mit ihren Immissionen eben auch Nachteile schaffen. Rund um Neumarkt befinden sich Wasserversorgungen für Menschen, die am Wohlstand Neumarkts stärker partizipieren, als die Lauterachgemeinden. Und wenn schon diese Zweckverbände sich gegen eine Wasserlieferung wehren, wie in den Vorüberlegungen der Stadt vermutet wird,  sollten doch zunächst Einsparungsmöglichkeiten, dann die Aufbereitung von Wasser des deutlich näher liegenden RMD-Kanals ins Auge gefasst werden, wenigstens für das Brauchwasser der Industrie, bevor man die Benachteiligung der Bürger eines anderen Landkreises mit einem anderen Wasserwirtschaftsamt ins Auge fasst. Wenn es reichen Kommunen nicht zugemutet werden kann, sich in diesem Sinne neu zu orientieren, wie sollen die Forderungen von Rio dann erst in anderen Kommunen verwirklicht werden.

Es kann nicht im Sinne des Freistaates Bayern sein, dass der Gedanke des sparsamen Umgangs mit dem Naturgut Wasser übergangen wird, erst die letzten Resourcen geschonter Gebiete ausgebeutet werden und eine weitere Benachteiligung der ohnehin  benachteiligten Gebiete in Bayern hingenommen wird, weil prosperierende Zentren noch mehr Gewerbe anziehen wollen und sich Wasser-Saugleitungen leisten können,  vom Taschengeld bezahlt, das  aus den Einnahmen der Grundstückverkäufe und Erschließungsbeiträge abfällt, unterstützt womöglich mit Fördergeldern des Freistaates Bayern.

Sicher haben Sie festgestellt, dass in dieser Petition ganz wenig Zahlen verwendet werden. Das Wasserwirtschaftsamt Amberg hatte in den letzten beiden Jahren, als es um das Einleiten der Birgländer Abwässer ging, ganz andere Zahlen vorgelegt, als sie das Wasserwirtschaftsamt Regensburg jetzt zur Wasserentnahme für Neumarkt offeriert. Nach den Zahlen des für Neumarkt zuständigen Regensburger Wasserwirtschaftsamtes wirkt sich der Zugriff auf den Lauterachzufluss deutlich weniger dramatisch aus. Diese Peinlichkeit, deutlich geworden in der Anhörung bei der Regierung, machte nur kurze Zeit betroffen; wenige Tage danach las man in der Presse, dass „alle Zahlen stimmen“. Die Verfasser bitten um Verständnis, dass sie  wenig geneigt sind, künftig vorgelegten Zahlen uneingeschränkt zu vertrauen. Diese Petition baut allein auf den Sinn für Gerechtigkeit.

Mit freundlichen Grüßen

 

 Heinz Lang, Vorsitzender
gez. Hans Reindl, Abteilung Tourismus
gez. Markus Schuller, Abteilung Gewerbe

 

 

 

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