Theresa Altmann

Beratungslehrerin

 

 

 

 

Pädagogische Konferenz der Volksschule Deining
 in Lam am 06.07.01

 

 

 

 

Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom

                            ADS

 

 

 

I.                Begriff

II.            Symptome

III.        Ursachen

IV.       Diagnose

V.           ADS - Kinder in der Schule -
Was können LehrerInnen tun?

VI.       Literatur zum Thema ADS

 

 

 

 

 

 

 

                          A.D.S

 

 

I. Begriff

 

 

 

 

 

 

A  ufmerksamkeits

 

D  efizit

 

S  yndrom

 

 

 

 

 

 

 

 

ADS+  (engl. ADHD)

 

Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit Hyperaktivität z.B. "Zappelphilipp". Diese Kinder sind  im Säuglings- und Kindesalter besonders anstrengend.

 

 

 

ADS-  (engl. ADD)

 

Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ohne Hyperaktivität z.B. "Träumer". Diese Kinder sind angepasst und fallen weniger auf.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kennen Sie auch Kinder, die ....

 

 

 

·        permanent auf Hochtouren laufen oder eigensinnig die totale Verweigerung demonstrieren?

·        sich vor allem leicht ablenken lassen, besonders wenn sie konzentriert arbeiten sollen,
die ungeduldig und impulsiv reagieren?

·        unorganisiert und chaotisch wirken, weil sie meist on einer Aktivität zur anderen springen nicht mit System an die Dinge (wie z.B. aufräumen, sich anziehen) herangehen)?

·        nicht abwarten können?

·        in keiner Reihe anstehen können?

·        durch "Kaspern" Aufmerksamkeit einfordern?

·        in der Schule unkonzentriert und zappelig sind, aber stundenlang konzentriert vor dem Computer sitzen oder mit Lego bauen können?

·        ein schlechtes Zeitgefühl haben und immer vor dem "Berg Hausaufgaben" kapitulieren, statt ihn in leinen Schritten zu bewältigen?

·        nicht gut zuhören und oft "auf Durchzug" schalten?

·        alles endlos diskutieren wollen und wie ein Wasserfall reden?

·        das Nächste fragen, ohne eine antwort abgewartet zu haben?

·        on einem Extrem ins andere fallen können - wütend oder auch sehr weinerlich sind?

·        explosiv reagieren können?

·        ein Energiebündel sind, den ganzen Tag in Aktion sind - und abends trotzdem nicht schlafen?

·        eine raue Schale haben mit einem sehr weichen, empfindsamen Kern?

·        nicht nachtragend sind und schnell ihre Stimmung wieder wechseln?

·        lospowern, nicht abbremsen können oder aber auch sehr ängstlich reagieren?

·        zerstreut und vergesslich sind?

·        oft vor sich hin träumen, Löcher in die Luft starren und wie abwesend wirken?

·        langsam arbeiten und nie fertig werden, weil sie nicht an einer Sache dranbleiben können?

·        schnell verwirrt sind und orientierungslos wirken?

·        bei Klassenarbeiten oft ein "Brett vor dem Kopf" haben?

·        andererseits tolle Ideen und Phantasie beim Spielen entwickeln?

·        pfiffig sind und neue Dinge erfinden?

·        sich ständig zu Dingen hingezogen fühlen, die anders und neu sind?

·        schnell über Langeweile klagen?

·        alles sofort ausprobieren müssen, ohne nachzudenken?

·        kein Risiko scheuen oder auch Gefahren nicht gut einschätzen können?

·        besonders kreativ sind?

 

 

 

Dann sollten Sie sich mit dem Thema ADS näher beschäftigen.

 

 

 

 

(entnommen "Das ADS-Buch", E.Aust-Claus, P.-M.Hammer)

 

 

II. Symptome

 

Die 10 wichtigsten Symptome bei ADS

 

1)      Unaufmerksam und ablenkbar
- Driftet mit der Aufmerksamkeit ab
- Wechselt den Brennpunkt des Interesses

2)      Hyperaktivität und/oder verträumt
- Immer auf dem Sprung
- Schaut Löcher in die Luft und träumt

3)      Impulsiv
- Handelt, ohne nachzudenken
- Lebt Gefühle sofort aus
- Abwarten fällt schwer

4)      Vergesslich und schlechtes Kurzzeitgedächtnis
- Vergisst schnell, besonders alltägliche Dinge
- Alles, was nicht spannend ist, ist schnell aus dem Sinn
- Verliert oft seine Sachen

5)      Wirkt zerstreut und chaotisch
- Wenig Überblick und geringe Eigenorganisation

6)      Regeln einhalten - eine der schwersten Übungen
- Eigensinnig
- Will nur seinen Willen durchsetzen
- Alles und nichts wird endlos diskutiert

7)      Arbeitsverhalten lässt zu wünschen übrig
- Kein Überblick und wenig Strategie
- Anfang ist schwer - lieber alles auf die lange Bank schieben

8)      Stimmungslabil
- Schnell gereizt und auf 180 - oder zu Tode betrübt
- Stehaufmännchen: Kann auch schnell vergessen und Enttäuschungen wegstecken

9)      Selbstwert - Gefühl im Keller
- Manchmal nach außen "Powerman" oder Clown - allerdings sehr sensibel

10)  Sozialverhalten - oft eine Katastrophe
- Mangelnde Einschätzung von sich und den anderen
- Integration in eine Gruppe - meist schwierig
- Bekommt schnell die Rolle eines Außenseiters zugeschrieben


Darüber hinaus stößt man oft auf noch weitere mögliche zusätzliche Auffälligkeiten - nämlich Lern- und Entwicklungsprobleme aufgrund von Wahrnehmungs-Verarbeitungs-Störungen wie

·        Auffällige Körperwahrnehmung mit Auffälligkeiten in der Motorik (Schrift, Balancieren, Feinabstimmungen)

·        Auffällige Sehwahrnehmung mit Lese- und Schreibproblemen

·        Auffällige Hörwahrnehmung mit Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung und Sprachverarbeitung und /oder Rechtschreibstörung

 

 

 

 

 

III. Ursachen

 

 

 

Es gibt nicht die eine Ursache für die Entstehung und Manifestation einer Aufmerksamkeitsstörung. Vielmehr müssen mehrere Bedingungen zusammenkommen, damit sich diese entwickelt.

 

 

 

·        Besonderheiten im Gehirn bilden ein Grundrisiko: Funktionseinschränkungen in bestimmten Gebieten des Gehirns (Frontallappenbereich)
 - mögliche Verletzungen des Gehirns
 - sowie Mängel im Zusammenwirken von autonomem und zentralem Nervensystem
   (Botenstoffe wie Noradrenalin und Dopamin)
    Die Versorgung mit diesen Botenstoffen (Neurotransmittern)  befindet sich bei
    ADS - Betroffenen nicht im Gleichgewicht.



·        Soziale Bedingungen sind dafür maßgebend, ob ein solches Grundrisiko tatsächlich zu einer Aufmerksamkeitsstörung führt. Dies ist dann der Fall, wenn das Grundrisiko nicht angemessen beachtet oder sogar verstärkt wird etwa bei wenig geordneten Familienverhältnissen, wenige Vorbilder, wenig Anleitung.



·        Darüber hinaus begünstigen manche Lebensumstände, dass sich eine Aufmerksamkeitsstörung verschärft und daraus dann weitere negative Verhaltensmuster wie aggressives und antisoziales Verhalten entstehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

IV. Diagnose

 

 

Die sachgerechte Diagnose über eine Aufmerksamkeitsstörung liegt in der Verantwortung on Fachleuten: Kinderärzten, Kinder- und Jugendpsychiatern in Zusammenarbeit mit Psychologen.

 

Es gibt keinen einzelnen Test, mit dem die Diagnose ADS möglich wäre. Entscheidend ist ein Gesamtbild des Kindes, zusammengefügt aus vielen Mosaiksteinen.

 

 

·        Die bisherige Lebensgeschichte: Die Beschreibungen der Eltern sollten auf jeden Fall durch Kommentare und Beurteilungen von ErzieherInnen und LehrerInnen ergänzt werden (z.B. durch Zeugnisse, Hefteinträge, Fragebogen siehe S.7 oder einer Checkliste S.8)

·        ADS muss länger als 6 Monate anhalten und vor dem 7.Lebensjahr aufgetreten sein.

·        Körperliche und neurologische Untersuchungen

·        Ausschluss anderer Erkrankungen (Schilddrüse, Eisenstoffwechsel, Epilepsie, oder Hör- und Sehstörungen)

·        Evtl. EEG

·        Intelligenztest: man legt keinen so großen Wert auf den Gesamttest, sondern mehr auf das Leistungsprofil mit Stärken und Schwächen.

·        Verhaltensbeobachtung: Verhalten in verschiedenen Situationen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

V. ADS Kinder in der Schule - Was können LehrerInnen tun?


1.      Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und ein regelmäßiger Informationsaustausch zwischen Schule, Elternhaus und Therapeuten (Arzt) sind eine der wichtigsten Voraussetzungen.

2.      Diese Kinder gehören in der Regel nicht in die Sonderschule!

3.      Auslachen und Bloßstellen muss in der Klasse unbedingt vermieden werden.

4.      ADS-Kinder benötigen einen sehr strukturierten Unterricht:
- überschaubare Aufgaben stellen
- kurze, exakte Arbeitsanweisungen geben

5.      Diese Kinder sollten möglichst weit vorne, d.h. im Blickfeld des Lehrers sitzen.

6.      Das Sozialverhalten durch feste Regeln lenken, auf deren Einhaltung bestanden wird.

7.      Sanktionen beim Nichterfüllen von Pflichten (Nacharbeiten, Zusatzaufgaben:
- Abschreibübungen zur Strafe sind für ADS Kinder in der Regel nicht besonders sinnvoll

8.      Das Schriftbild kann niemals mit dem eines anderen Kindes verglichen werden:
- kein Notenabzug wegen der Schrift
- Hefte mit großen Kästchen

9.      Hausaufgaben nicht erst am Ende der Unterrichtsstunde (bei "Aufbruchstimmung") aufgeben:
- ins Hausaufgabenheft eintragen lassen
- Hausaufgabenheft kontrollieren
- Hausaufgaben kontrollieren

10.  Nicht als Strafe die Pause oder die Sportstunde im Klassenzimmer verbringen lassen - nächste Stunde würde dann noch schlimmer werden.

11.  Alle ADS Kinder sind wild auf prompte und häufige positive Verstärker

12.  Locker bleiben, Phantasie und Humor walten lassen,
ABER LEHRER SIND AUCH NUR MENSCHEN!!!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein paar Tipps für das Elterngespräch

 

·        Machen sie sich eine Liste, in die Sie die Stärken und Schwächen des Schülers in bezug auf schulische Leistungen und Verhalten notieren.

·        Laden Sie dann die Eltern möglichst zu einem Gespräch, für das Ihnen 45 Minuten zur Verfügung stehen sollten. Denn eine angemessene Vermittlung Ihres Bildes über das Kind braucht Zeit.

·        Beginnen Sie das Gespräch mit positiven Ansätzen. Zeigen sie den Eltern, dass Sie daran interessiert sind, diesem Kind zu helfen. Beginnen Sie mir der Aufzählung der Stärken des Kindes.

·        Sprechen Sie dann zuerst die schulischen Leistungsschwächen an, bevor Sie auf die Verhaltensprobleme eingehen.

·        Schildern Sie die Verhaltensprobleme aus der Beobachterrolle - frei ohne Wertung und ohne den Versuch, eine Diagnose zu erstellen.

·        Ermutigen Sie die Eltern, die häuslichen Probleme zu schildern.

·        Überlegen Sie gemeinsam, wie diesem Kind am besten zu helfen ist.

·        Arbeiten Sie mit den Eltern einen ersten Hilfeplan aus.

·        Verabreden Sie sich wieder in zwei Wochen. Wenn die Strategien geholfen haben, führen Sie sie weiter durch und vereinbaren jeweils Folgegespräche.

·        Sollten die Schwierigkeiten des Kindes trotz Bemühungen beider Seiten anhalten, raten Sie den Eltern am besten, den Schulpsychologen, einen externen Psychologen oder einen Arzt zu konsultieren. Das sollte jemand sein, der sich mit ADS auskennt.

·        Bitte kooperieren Sie mit dem entsprechenden ADS - Experten, denn er ist auf Ihre Mithilfe angewiesen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

entnommen "Das ADS-Buch", E.Aust-Claus, P.-M.Hammer)

 

 

VI. Literatur zum Thema ADS

 

 

 

 

·        E.Aust-Claus/ P.-M. Hammer  (2000)
 Das A.D.S-Buch, 4.Auflage, Ratingen

 

·        Gerhard W.Lauth/Peter F. Schlottke/Kerstin Neumann (1998)
 Rastlose Kinder, ratlose Eltern, 5.Auflage dtv 36 122

·        ISB - M.Imhof/ K. Skrodzki/ M.Urzinger (2000)
Aufmerksamkeitsgestörte, hyperaktive Kinder und Jugendliche im Unterricht
3.Auflage, Donauwörth
Video 42 45670 Stadtbildstelle Nürnberg, Fürther Str. 80, 90429 Nürnberg





Bundesverband Aufmerksamkeitsstörung/Hyperaktivität e.V.
Postfach 60
91291 Forchheim

Tel. und Fax 09191/ 348 74

 

 

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